Seit Tagen hatten wir einen Höhlentauchgang geplant. Gestern Abend kam eine Nachricht, die ich erst mitten in der Nacht gesehen habe: „Hallo, alles klar für morgen?“
Darauf habe ich um 2 Uhr kurz zurückgeschrieben: „Ja, alles klar, wir sehen uns morgen früh.“
Am Morgen kam dann die Antwort, dass mein Tauchpartner leider arbeiten müsse und deshalb nicht kann. Das war auch der Grund für seine Nachricht. Etwas verwirrend. Menschlich? Sicher. Aber irritierend.
Ein anderes Beispiel: Wir gehen Höhlentauchen. Mitten in einem schönen, aber technisch unspektakulären Abschnitt fragt mein Vordermann per Lichtsignal ein Ok ab. Ich antworte nicht, weil ich nicht verstehe, warum er fragt. Also tauche ich weiter, bis ich näher an der vom Lichtkreis markierten Stelle bin – vielleicht zeigt er mir ja ein Tier, das ich wegen meiner Kurzsichtigkeit übersehen habe. Mein Buddy schwimmt derweil weiter und fragt erneut ein Ok ab. Nachdem ich Zeit und Luft kontrolliert hatte, bestätigte ich schließlich widerwillig. Im Debriefing habe ich die Situation aufgeklärt, um den Kommunikationsloop zu schließen. Der Unterschied ist, wie ein Höhentaucher oder ein Sporttaucher kommuniziert.
Beim Höhlentauchen ist Kommunikation stark reduziert. Wir besprechen den Plan vor dem Tauchgang, und die Übereinkunft lautet: Alles ist in Ordnung, solange niemand das Gegenteil kommuniziert , das kann ein Erreichen eines Limits sein, auftretende Problemen oder schlicht die Entscheidung, den Tauchgang zu beenden. Diese Regel wird als „Goldene Regel des Höhlentauchens“ zusammengefasst:
„Jeder Taucher hat das Recht, einen Tauchgang zu beenden, zu jeder Zeit, aus jedem Grund – und es wird vor allem nicht unter Wasser darüber diskutiert.“

Nach dem Tauchgang besprechen wir, ob die Kommunikation funktioniert hat und wo es Verbesserungsbedarf gibt.
Im Sporttauchbereich ist es anders. Dort wird das Ok häufig als Frage-Antwort-Muster genutzt. In den Handzeichen wird erklärt: Auf ein Ok muss ein Ok zurückkommen – ohne Differenzierung. Ich mache das mit Anfängern bewusst anders. Beim Abtauchen zeige ich nicht einfach Ok, sondern auf die Ohren und frage Ok – damit lenke ich die Aufmerksamkeit auf den Druckausgleich. Unter Wasser zeige ich auf mein Finimeter und frage Ok, also ob noch genug Luft vorhanden ist. Wenn der Schüler dann voller Freude Ok gibt, weil er den Tauchgang genießt, bestätige ich das natürlich. Aber diese Feinheiten in der Kommunikation mit einem Open-Water-Taucher im Detail zu besprechen, geht über die kurze gemeinsame Zeit hinaus. In der Ausbildung für Sporttaucher setze ich andere Prioritäten.
Zum Schluss eine kleine Anekdote, die mir so oft passiert ist, dass ich sie als „typisch mexikanisch“ verbuche:
An der Tankstelle:
– Karte oder Bar?
– Karte.
– Gerät kaputt. Nur Bar.

Was sind für dich sinnlose Kommunikationsschleifen im Alltag? Und hast du beim Tauchen auch schon mal ähnliches erlebt?