Carcharhinus leucas, aus der Familie der Menschenhaie, (engl.: bullshark, span.: tiburon torro)
Im Winter 2006 war ich mit meinen Freunden auf der Suche nach dem idealen Tauchplatz (im 30m Bereich), um die Bullenhaise zu sehen. Nach drei Wochen Aufenthalt konnte ich Brigitte und Johann wenigstens ein kurzes Intermezzo Hai – Schildkröte am Tauchplatz Tortuga bieten.
Winter 2007: Offensichtlich gibt es in Playa del Carmen einen „shark point“ nun. Ich bin jedoch in der aktiven Phase nicht dort gewesen. Gerüchte gehen um, von Haifütterungen, Anlocken mit Futter beim Tauchgang, Tauchguides mit Harpunen. Ich weiss nicht, ob ich sauer sein soll oder happy, dass ich nicht hinkomme. Sauer, weil Haie sind so genial und vor allem die Bullenhaie sind eindrücklich. Das ist nichts Kleines, Zierliches, das Abstand hält und in Schulen schwimmt und sich nicht um die Umwelt kümmert. Dieser Hai ist massiv, warum heisst die Familie eigentlich Menschenhaie? Er ist neugierig, schwimmt nahe über Grund und hat keine Scheu, direkt auf die Taucher zu zukommen und kurz vor einem abzudrehen.
Dann bin ich doch froh, dass ich nicht dort war, denn das ist genau so wie Putzergarnelen, Gelblinien- Pfeilkrabben oder Halskrabben auf die Hand zu nehmen. Kann man nicht Taucher dazu „erziehen“, eine Begegnung unter Wasser – egal mit welchem Lebewesen – natürlich ablaufen zu lassen? Wir sind doch keine Kleinkinder, die alles mit den Händen anfassen müssen und erst recht sind wir nicht im Streichelzoo. Ist es wirklich so, dass der Durchschnitts- Taucher das Aussergewöhnliche der Situation erst realisiert, wenn man mit dem Finger darauf hält? Eine äusserst unsensible Interaktion mit der Unterwasserwelt, die mich sehr an meinen Zoobesuch mit meinen Patenkindern erinnert.
Meine Bullenhaibegegnungen über die Jahre hier waren rar und immer kurz. Dennoch möchte ich sagen, dass ich mehr Kenntnisse über Haie habe, als so manche andere, denn auf den Malediven waren sich zu meiner Zeit noch „alltäglich“. Auf die Frage: „Sind Haie gefährlich?“, kann ich mir Überzeugung antworten: „Nein!“
Ich will das anhand meiner neuesten Begegnung beschreiben:
Es ist Mitte September, in keinster Weise Haizeit, in meinem Briefing erwähne ich mit keinem Wort Haie und wie interagieren, denn es ist einfach unwahrscheinlich. Ich erzähle über die Schildkröten und wie man sich am besten ihnen gegenüber verhält und wie der Tauchgang an Tortugas und Sabalos zu einem echten Genuss für uns alle wird und schon geht es los.
Die Strömung ist schwach, die Sicht ist dafür ungewöhnlich gut. Wir sind an unserem zweiten Tauchplatz, Sabalos, Wassertemperatur 29°C, keine Welle, Dünung und nur minimale Strömung. Ich konzentriere mich auf das Riff, schaue auf die kleinen Details und nach den ersten knapp 20 min eines sehr entspannten Tauchgang, bekomme ich auf einmal ein nicht zu ignorierendes Signal einer meiner Taucher. Tapp, tapp, tapp, auf meiner Schulter, schau mal auf die Seite. Ich sehe eine Schule recht grosser silberner Fische (ich war doch zu aufgeregt, dass ich im nachhinein noch genau sagen konnte, welche Fische das waren). Jedenfalls stehen so an die 200 Fische zusammen in einem Kamin nach oben wie die Sardinen im „Sardine Run“ in Südafrika. Rotierend und ganz eng zusammen, um als Individuum mit der Menge zu verschmelzen und keine Angriffsfläche für den Jäger zu bieten. Meine Taucher sind von diesem Anblick schon hingerissen, weil es wirklich genial aussah und ich denke mir gleich: „Da ist doch was los! Was passiert hier?.“ Ich schaue nach vorne und sehe schon um die Gruppe rum drei Bullenhaie kreisen. Eigentlich waren es vier, wie mir dann andere Taucher berichteten, aber der Ehrlichkeit halber kann ich nur von drei zur gleichen Zeit berichten.
Die drei Haie kreisen um die Fischschule in einem Abstand von einigen Metern und kommen uns auch immer wieder nahe. Die Strömung ist so schwach, dass ich meiner Gruppe Zeichen geben kann, auf den Boden zu kommen, zwei Finger in den Sand und sich leicht festhalten, damit wir dieses einmalige Schauspiel länger ansehen können. Dass sich einer von ihnen dreht und aufrecht in der Stömung steht, gerade wie ein Hai relativ nahe kommt, ist vielleicht mir augefallen. Ich bedeutete ihm, runter flach machen, denn mit dieser Geste demonstriert man einfach seine Präsenz und will dem Hai auch klar machen, dass er zu nahe kam. Aber es ist nicht nötig, denn meiner Ansicht nach waren sie klar an den Fischen interessiert und nicht an uns Tauchern, das ist, was sie in erster Linie hier hergebracht hatte. Drei Minuten dort hängend, und dann sehe ich leider eine andere Tauchgruppe kommend und der Guide schwimmt direkt auf die Haie zu. Für die Haie das Zeichen sich zurückzuziehen, auch das für mich eigentlich glasklar, das war ein aggresiver Akt der Taucher, die Haie haben sich nicht mehr so gefühlt, als ob die Natur ihnen gehört, sondern sie wurden gestört und deshalb haben sie sich entfernt. Wir heben uns also über die Sandfläche ab und driften mit der leichten Strömung weiter und können noch ein paar Minuten die Haie sehen. Dann sind sie endgültig wieder Richtung Tortuga ins tiefere Wasser verschwunden.
Winterzeit ist Bullenhaizeit. Sowas wie ich gesehen habe, kann ich keinem versprechen, das war ein Tauchgang unter 3000. Aber die Chancen sind gegeben und wer immer noch nach einem Grund sucht, nach Playa del Carmen zu kommen, kann ja dies als Anlass nehmen.
Anfragen wie immer per e-mail an Christine bei MareNostrum.ws.
Christine
Hai- Fan
Schreibe einen Kommentar