Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, war ich auf dem Weg zu einem anderen Hund, dessen Halter ich helfen wollte, seinem Hund eine bessere Lebensqualität zu erreichen. Ich bereitete mich darauf vor, einen älteren Hund zu sehen, der so unterernährt war, dass er nicht mehr stehen konnte, der wegen einer rheumatischen Erkrankung zu starke Schmerzen hatte, dass er nicht mehr essen wollte.
Und dann sah ich ihn; er lief auf die Strasse, fast vor mein Auto. Ein Junghund von vielleicht 6 Monaten, zaundürr, dreckig und mit einer offenen Wunde an der hinteren Pfote. Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich stoppte das Auto und stieg schimpfend und wetternd aus, schimpfend auf den Hund und die Leute, die in der Nähe waren. Ich fragte, wem er gehört, wer sich um ihn sorgt, was für seine Behandlung getan wurde. Die Antworten kamen spärlich, erst unfreundlich, dann sogar unhöflich und sogar mit der Polizei drohend; als ich nicht nachgab, um zu erfahren, wer der Hundehalter ist, wurden die Türen geschlossen. Also nahm ich den Hund mit.
Er legte sich auf den Boden in Demutshaltung und wedelte verzweifelt mit dem Schwanz. Er hat mich vor lauter Angst angepinkelt, als ich ihn aufnahm. Zuhause habe ich in von meinen Hunden entfernt gehalten, weil ich ja wusste, dass er keine Impfungen hatte und ich nicht sicher sein konnte, dass er keine ansteckenden Kranheiten hatte.
Nein, darauf war ich nicht vorbereitet, aber meine Scheuklappen waren unten und ich konnte nicht wegsehen. Unterernährte Hunde sehe ich täglich, aber wenn ich offene Wunden sehe und dann dieses Egal-gefühl der Leute, die sich eigentlich um das Tier kümmern sollten, das ist zuviel. Am nächsten Tag sollte ich um 9:00 meinen Tauchschüler abholen, aber um 9:00 machte der Tierarzt erst auf. Also mit dem Hund zum Taucher, diesen einladen und ab zum Tierarzt. Danke, Franco, dass ich das machen konnte. Der Hund wurde tagsüber beim Tierarzt vesorgt und abends habe ich ihn nach meiner Arbeit wieder abgeholt.
Mein grösster Dank geht auch an meinen Tierarzt, Dr. Ruben von Sanimal in Playa del Carmen, der sich wunderbar um meine Tiere kümmert und auch um alle anderen, die ich zu ihm bringe. Ohne ihn wäre ich wahrlich aufgeschmissen. Die nächsten 2 Wochen war ich täglich bei Tierarzt, damit er den Verband wechseln konnte und vor allem auch die Wunde beobachten, ob sie sich nicht doch entzündet und mit stärkere Antibiotika behandelt werden muss. Wir hatten auch diesmal Glück. Na ja, es ist immer relativ, der Hund hatte eine Fraktur in den Zehenknochen, ein Knochensplitter fiel nach ein paar Tagen ab, die extreme Schwellung der Pfote ging zwar zurück, aber es blieb zum Schluss eine Fehlstellung der Zehen und er läuft nun sehr stark auf dem Ballen, so dass dieser mehr geschwollen ist als normal und eine Zehe steif blieb und nach oben zeigt. Die Verletzung war nach Aussagen meines Tierarztes bestimmt schon 10-14 Tage alt und ausser abwarten wie alles verheilt, war erstmal nicht mehr zu machen.
Nach ein paar Wochen kamen wir überein, dass die Wunde den Umständen entsprechend sehr gut verheilt ist, der Hund läuft und tollt wie jeder junge Hund und hat offensichtlich keine Schmerzen mehr. Eine Korrektur des falsch verwachsenen Knochen erscheint mir daher mit mehr Schmerzen als Vorteilen verbunden. Mein nächstes Anliegen war ihn zu kastrieren.
Und ihm danach ein Zuhause zu suchen.
Denn niemals wollte ich noch einen Hund mehr. Nun eigentlich wollte ich auch keine 6 Hunde; ich war mit meinem Hund Nr. 1 glücklich und kam nur durch ein Zusammenspiel verschiedener Umstände zu allen anderen (das erzähl ich vielleict ein ander Mal). Kann ich ein weiteres Maul füttern? Nun, das ist nicht das Problem, die 15 Pesos mehr täglich kann ich verkraften. Was ins Geld geht sind all die Flipflops, die er zerkaut (ja ich weiss es ist er, weil das im Welpenalter und wenn sie so viel alleine sind, schon fast normal ist). Kostenintensiv ist es, wenn sie geimpft werden müssen, wenn sie krank sind; selbst die Zeit, die ich eigentlich jedem einzeln widmen müsste, das Geld, welches ich nicht habe, um zu lernen, wie man sie richtig trainiert oder auch mal jemand zu engagieren, der mit ihnen spazieren geht, wenn ich wieder mal den ganzen Tag ausser Haus bin. In Urlaub fahren, heisst nun doppelt sparen, für mein Hotel und das Hundehotel. Nein, das Geld habe ich nicht, es geht momentan eben so irgendwie und ich will nicht über das Später nachdenken.
In all der Zeit lernt man so ein Tier natürlich kennen, genauso wie man Menschen kennenlernt, wenn man länger mit ihnen zusammenist. Und es schmerzt, wenn man sich dann trennt. Aber das ist kein Grund, ihn nicht herzugeben. Menschen ziehen weiter, die Tiere, denen ich helfen will, gehen zu anderen Familien. Allerdings suche ich ein Heim für ihn, das zumindest besser als meines ist und dass ihm eine Zukunft gibt. Dieses Versprechen habe ich ihm gegeben, als ich ihn am ersten Tag im Arm hatte.
Hier ist nun meine Bitte. Ich benötige die Hilfe von euch, meine Freunden, Bekannten, Gleichgesinnten, die mir helfen, dass er ein Heim findet. Es ist nur möglich, wenn wir alle zusammenarbeiten. Meine Arbeit mit ihm ist – fast – getan, nun muss er weiterziehen. Bitte, helft mir, damit ich weiteren Tieren in Not helfen kann.
Seinen endgültigen Namen hat er übrigens von mir am 2. Tag bekommen. Am ersten Tag beim Tierarzt hiess er noch Bigfoot, aber das es der 13. Mai war und der Geburtstag meiner Mutter, habe ich ihn ihr zu Ehren Lui getauft.
Lui, sei glücklich, finde deine Familie und lebe ein langes Leben.
Schreibe einen Kommentar