Schlagwort: Instructor Trainer

  • Über Kurse und Zertifizierungen

    Über Kurse und Zertifizierungen

    Daniel, Christine and Geraldine SDI Instructor Trainer enjoying an ocean dive

    Immer wieder stoße ich im Alltag als Tauchlehrerin und Instructor Trainerin auf die gleiche Frage: Wann ist ein Taucher wirklich bereit für die nächste Stufe seiner Ausbildung?
    Es ist leicht, Regeln und Voraussetzungen auf dem Papier zu erfüllen, doch in der Praxis geht es um viel mehr: Sicherheit, Erfahrung und vor allem Ehrlichkeit. Genau darum soll es in diesem Beitrag gehen.

    Kürzlich habe ich einen weiteren Beitrag im sehr interessanten SDI-Blog gelesen. Es ging darum, dass man als Tauchlehrer auch einmal Nein sagen muss, wenn ein Student noch nicht bereit für die angestrebte Zertifizierung ist. (Die Blog-Beiträge verlinke ich am Ende.)

    Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen: Es ist nicht einfach, als angestellter Tauchlehrer das Gleichgewicht zu finden ; Wer ist wirklich bereit für eine Zertifizierung, und wann spielen externe Faktoren eine Rolle, die die Entscheidung beeinflussen.

    In der Theorie liest sich das alles super einfach. In der Praxis ist es aber ganz anders, besonders wenn man in einem Shop arbeitet, der einen als Tauchlehrer nicht zu 100 % unterstützt. Stattdessen gibt es feste Regeln, wie lange ein Kurs dauern darf, aber keine klaren Guidelines, was passiert, wenn ein Student eben mehr Zeit braucht. Niemand erwartet, dass wir umsonst arbeiten. Das sollte auch den Kunden bewusst sein. Aber die Verantwortung liegt eben auch beim Inhaber, dies transparent und klar zu kommunizieren.

    Als unabhängig arbeitender Tauchlehrer ist es für mich deutlich einfacher. Ich bin nur mir selbst gegenüber verantwortlich, und für mich steht Sicherheit immer an erster Stelle. Wenn ich das Gefühl habe, ein Taucher ist ohne Supervision noch zu „wackelig“ in seinen Fertigkeiten, dann kann ich ihn nicht mit einer Zertifizierung losschicken.

    Als Tauchlehrer und Instructor Trainer treffe ich häufig auf Kandidaten, die ich vorher noch nie gesehen habe. Auch wenn sie auf dem Papier alle Eingangsvoraussetzungen erfüllen, weiß ich nicht, ob sie in ihren bisherigen Kursen korrekt evaluiert wurden oder ob ihre Erfahrung wirklich ausreicht.

    Mein oft zitiertes Beispiel: Ein Divemaster-Kandidat, der keinen Druckausgleich konnte und im Rescue-Kurs von seinem Tauchlehrer einfach 15 Minuten vorab unter Wasser geschickt wurde, weil er so lange brauchte, um überhaupt auf 10 m zu kommen. Ich hatte aber auch schon „Intro-to-Cave“ zertifizierte Taucher, die nach zwei Wochen Training mit mir die Voraussetzungen für diese bereits erlangte Zertifizierung nach meinen – und den allgemeinen – Standards nicht erfüllt haben.

    Immer wieder liest man auf Social Media bei Tauchlehrerkursen, dass der Instructor Trainer eine 100 % Bestehensquote hat. Also: alle Kandidaten, die zur Instructor Evaluation angetreten sind, haben bestanden. Aber die entscheidende Frage ist doch: Wie viele sind während des Trainings abgesprungen? Wird das irgendwo erwähnt? Wie vielen wurde gesagt, dass sie noch mehr Erfahrung brauchen, ihre Fertigkeiten verbessern müssen, um ihr Ziel zu erreichen? Für mich ist es eine klare Verzerrung in der Werbung für einen IDC, wenn von einer 100 % Bestehens-„Garantie“ gesprochen wird.

    Ein sehr krasses Beispiel für Schönrederei sind die sogenannten „No-Kill Shelter“. In der Öffentlichkeit stehen sie in dem Ruf, besser zu sein als Tierheime, die Tiere einschläfern. Was aber kaum jemand erwähnt: Viele dieser Einrichtungen nehmen bestimmte Rassen oder schwer vermittelbare Tiere gar nicht erst auf und treffen so von Anfang an eine Selektion. Ähnliches sehe ich auch hier vor Ort bei manchen Rescue-Organisationen: Welpen und kleine Hunderassen werden bevorzugt, weil sie leichter zu vermitteln sind. Das entspricht aber nicht unbedingt den wirklichen Notwendigkeiten.

    Eine Kollegin von mir lehnt Taucher für ein Training grundsätzlich ab, wenn sie ihrer Meinung nach zu wenige Tauchgänge haben, zum Beispiel nur 50, aber mit dem Wunsch, im Höhlenbereich einzusteigen. Ich habe versucht, ihr zu erklären: Auf dem Papier sind die Eingangsvoraussetzungen erfüllt. Ob der Taucher am Ende das gewünschte Level erreicht, hängt jedoch von seiner tatsächlichen Performance im Kurs ab.

    Wenn ich nun einen Tauchlehrer-Kandidaten habe, der extra anreist und sich zwei Wochen Zeit nimmt, um Tauchlehrer zu werden – reicht diese Zeit aus, um eventuelle Mängel aus der vorherigen Ausbildung aufzuarbeiten? Aus meiner Sicht: ein klares Nein. Der IDC selbst ist bereits sehr anspruchsvoll – mindestens acht, in größeren Gruppen eher zehn intensive Tage. Erst wenn wir uns persönlich kennenlernen, kann ich Defizite erkennen und gezielt daran arbeiten. Genau das ist schließlich meine Aufgabe: Taucher zu besseren Tauchern auszubilden und ihnen die Werkzeuge in die Hand zu geben, gute Taucher und gute Ausbilder zu werden.

    Meine klare Empfehlung: Mit ausreichend Zeit im Gepäck anreisen – oder den Tauchlehrerkurs gleich in Kombination mit einem anderen Kurs über zwei getrennte Zeiträume bei mir planen. So lernen wir uns, unsere Erfahrungen und unsere Arbeitsweise schon vorher kennen.

    https://www.tdisdi.com/iti/pass-or-fail-students-instructors

    https://www.tdisdi.com/iti/evolution-of-scuba-open-water-training

    Am Ende zählt für mich nicht, wie schnell jemand ein Brevet in der Hand hält, sondern dass er oder sie sicher und mit Freude taucht, und damit langfristig ein guter Taucher oder Ausbilder wird.
    Wenn du überlegst, den nächsten Schritt in deiner Tauchausbildung zu gehen, nimm dir die Zeit, die du wirklich brauchst. Schreib mir gerne direkt, dann finden wir gemeinsam den passenden Weg und das richtige Tempo für deine Ziele.

  • Vier Augen sehen mehr – Mentorship

    Vier Augen sehen mehr – Mentorship


    Vier Augen sehen mehr

    Ursprünglich 2015 begonnen, nun in überarbeiteter Fassung veröffentlicht.

    Der Einstieg in die Freiwilligenarbeit

    Im Jahr 2015 begann ich meine Tätigkeit als Freiwillige in einer Sterilisationsklinik – im Aufwachraum 1 für Hunde. Obwohl ich seit 2002 als Tauchlehrerin arbeite, schlägt mein Herz auch für den Tierschutz. Neben meinen eigenen adoptierten Tieren hier in Mexiko konnte ich bereits vielen weiteren Tieren zu einem besseren Leben verhelfen – sei es durch direkte Adoption oder durch Verbesserungen ihrer Lebensumstände.

    Tierärzte auf Zeit: Die Arbeit von VIDAS

    Wie schon in den vergangenen Jahren, unterstütze ich auch dieses Jahr wieder eine Sterilisationskampagne in Playa del Carmen. Tierärztinnen und Tierärzte nehmen sich Urlaub, um mit der Organisation VIDAS so viele (Straßen-)Tiere wie möglich zu kastrieren. Seit 2002 hat VIDAS das Leben zehntausender Tiere in Mexiko verbessert – ein beeindruckendes Engagement, das von vielen Organisationen bis heute weiterhin gezeigt wird.

    Struktur und Zusammenarbeit in der Klinik

    Jedes Tier wird von einem ausgebildeten und erfahrenen Tierarzt operiert. Andere Tierärzte sowie Tierärzt*innen in Ausbildung arbeiten in Vorbereitung und Nachsorge – unterstützt von geschulten Freiwilligen, die mit klaren Anweisungen in ihre Aufgaben eingeführt werden.

    Im letzten Jahr begann ich damit, chirurgische Instrumente zu sterilisieren – eine Aufgabe, die sonst niemand übernehmen wollte. Später wechselte ich in den Aufwachraum für Hunde, wo ich auch dieses Jahr wieder tätig war – sowohl in Raum 1 (direkt nach der Narkose), als auch in Raum 2 (wo die Tiere bereits mit ihren Besitzern sind).

    Schulung und Betreuung

    Für jede Aufgabe erhalten wir Freiwilligen eine Einweisung. Die Organisation Coco’s Animal Welfare bietet sogar Halbtageskurse an, die Grundlagen der postoperativen Erste Hilfe bei Hunden und Katzen vermitteln.

    Täglich begegne ich neuen Situationen. Doch ich bin nie allein: Ein Tierarzt oder erfahrener Helfer ist immer zur Stelle, beantwortet jede Frage und erklärt jedes Verfahren. Diese Lernumgebung ist ein Geschenk.

    Der Ablauf im Aufwachraum

    Unsere Aufgabe im Aufwachraum ist es, das Tier beim Aufwachen zu beobachten und jegliche Auffälligkeiten zu melden:

    • Wir entfernen Katheter und Beatmungsschläuche.
    • Melden Floh- oder Zeckenbefall.
    • Überwachen Atmung, Temperatur, Übelkeit oder andere Symptome.
    • Schneiden Krallen.
    • Und flüstern beruhigende Worte ins Ohr unserer pelzigen Patienten.

    Jeder ungewöhnliche Vorfall folgt demselben klaren Ablauf:

    1. Der Freiwillige bemerkt etwas und meldet es ruhig.
    2. Der zuständige Tierarzt überprüft die Situation und fragt nach Details.
    3. Die Lage wird professionell eingeschätzt.
    4. Der nächste Schritt wird erklärt – zur Weiterbildung aller Beteiligten.

    Ich selbst bin weder Tierärztin noch medizinisch ausgebildet – meine höchsten Qualifikationen im Erste-Hilfe-Bereich stammen aus der PADI- und DAN-Ausbildung. Dennoch darf ich hier täglich von erfahrenen Fachleuten lernen – eine außergewöhnliche Gelegenheit.

    Der Wert der zweiten Meinung

    Was mich besonders beeindruckt: Die Tierärzte konsultieren regelmäßig ihre Kolleg*innen. Ob zur Absicherung der Diagnose, zum Erfahrungsaustausch oder zu Lehrzwecken – eine zweite Meinung scheint Standard zu sein. Ich erlebe täglich ein offenes, respektvolles und lernförderndes Miteinander, in dem jede Stimme zählt. Diese Kultur des Dialogs und der Wertschätzung ist inspirierend.

    Ein Vergleich zur Tauchwelt

    Im Gegensatz dazu sieht die Realität in der Tauchwelt oft ganz anders aus.
    Ein gut gemeinter Hinweis wird schnell als Kritik verstanden, das Ego des Tauchpartners ist leicht verletzt. Ich musste früh lernen, wie sensibel man Verbesserungsvorschläge verpacken muss. Leider begegnet man dort oft:

    • Rivalität statt Kooperation,
    • Neid statt Unterstützung,
    • Zurückhaltung statt Wissensteilung.

    Mehr als einmal wurde ich wegen offener Meinungsäußerung bedroht – persönlich oder öffentlich. Und oft denke ich, es wäre einfacher, allein zu tauchen, statt sich solchen Dynamiken auszusetzen. Selbst erfahrene Taucher verweigern oft die Weitergabe ihres Wissens – selbst wenn man explizit darum bittet.

    Nach gründlicher Selbstreflexion bin ich überzeugt, dass dieses Problem nicht an meiner Person liegt. Viele meiner Kolleg*innen machen ähnliche Erfahrungen – wir sind gefangen in einem Kreislauf aus Unsicherheit und Konkurrenz.

    Was wäre, wenn…?

    Was wäre, wenn Tauchguides und Taucher sich genauso verhalten würden?
    Würde Wissen weitergegeben oder verloren gehen?
    Würden junge Kolleg*innen von Erfahrung profitieren oder nur aus Lehrbüchern lernen?

    Warum ist es in der Tauchszene so schwer zu akzeptieren, dass man auch nach dem Kurs noch lernen kann – und sollte – besonders durch die Augen und Erfahrungen anderer?

    Denn: Vier Augen sehen mehr. Und gemeinsam lernen wir besser.

    Mentoring nicht nur unter Wasser

    Als Instructor Trainer ist Coaching und Mentoring ein zentraler Bestandteil meiner Trainingsphilosophie. Ich glaube fest daran, dass individuelles Wachstum im Tauchen nicht nur durch Kurse, sondern durch kontinuierliche Reflexion und kollegiale Unterstützung geschieht.

    In meiner Rolle als Cave Instructor engagiere ich mich zudem als Evaluator für die lokale, freiwillige Organisation CREER, die sich dem Ziel verschrieben hat, das Höhlen- und Grottentauchen in den Cenoten Mexikos für Besucher sicherer zu machen.

    Mehr Informationen zu meinen Trainingsansätzen und Mentoring-Programmen findest du auf meiner Webseite:


    👉 https://divingcaves.de/instructor-training/


  • Agree to Disagree

    Agree to Disagree

    Vor einiger Zeit habe ich einen technischen Kurs unterrichtet und der Student war selber ein sehr erfahrener Tauchlehrer ( und technischer Taucher aber nicht auf dem Instructor – Level) sowie Wiederholerkunde und jemand, mit dem ich sehr gern getaucht habe.

    Während einer Theorieeinheit, wobei ich mich gar nicht mehr erinnern kann, um was es genau ging, fiel von seiner Seite dann das Endargument, „we can agree to disagree“, welches mich irrational sauer gemacht hat und ich recht brüsk das Gespräch beendet habe. Losgelassen hat mich die ganze Zeit aber nicht, warum ich so emotional wurde und ich habe seither versucht, diese Thematik aufzuarbeiten.

    Agree to Disagree heisst, jemand hat eine andere Meinung, als ich sie habe. Jeder hat das Recht dazu. Das ist nicht das Problem.

    Der wunde Punkt liegt in der Art der Anwendung des Arguments, denn während ich unterrichte, basiert mein Wissen nicht auf meiner Meinung, sondern auf Tatsachen und Erfahrungen, die durch meine Aktvitität als Trainer und aber auch die Grundlagen der Ausbildung unterstützt werden. Jahrzehntelanges Wissensanreicherung von vielen erfahrenen technischen Tauchern und Instruktoren ist in das Design des entsprechenden technischen Kurses geflossen.

    Dies bedeutet, das Anrecht auf einer eigenen Meinung des Studenten ist ein informeller Fehlschluss, der bedeutet, dass er eine Diskussion gewinnen will und nicht bereit scheint, lernen zu wollen. Ausserdem, auch wenn ich mich nicht mehr an den Inhalt der Diskussion erinnern kann (oder will)….. siehe Meme… (Achtung: Ironie)

    Wikipedia hat wie so oft mir geholfen, den Sachverhalt etwas besser zu verstehen und ich zitiere:

    Dazu gehört der dialogische Ansatz, der Argumente als Züge in einem Dialogspiel auffasst, welches darauf abzielt, die andere Person rational zu überzeugen. Für dieses Spiel gelten verschiedene Regeln. Fehlschlüsse werden als solche Verstöße gegen die Dialogregeln definiert, welche den Fortschritt des Dialogs behindern. Der epistemische Ansatz stellt eine weitere Herangehensweise dar. Sein Kerngedanke ist, dass Argumente eine epistemische Rolle spielen: Sie zielen darauf ab, Wissen zu erweitern, indem sie eine Brücke von bereits gerechtfertigten Glaubenshaltungen zu noch nicht gerechtfertigten Glaubenshaltungen schlagen. Fehlschlüsse sind Argumente, die dieses Ziel verfehlen, indem sie eine Regel der epistemischen Rechtfertigung verletzen.

    Leider sind wir im Gespräch nicht mehr darauf zurückgekommen und so ist ein bisschen ein schales Gefühl wahrscheinlich bei beiden von uns geblieben. Förmlich entschuldigen konnte ich mich nicht wirklich, weil ich mich an den Inhalt nicht erinnern konnte, aber aufgearbeitet habe ich es für mich durch diesen Beitrag. Was haltet ihr davon?

  • Navigation beim Höhlentauchen

    Navigation beim Höhlentauchen

    Seit den Anfängen des Höhlentauchens und der Erforschung von Unterwasserhöhlen hat es einen gewaltigen Sprung im Wissen um das sichere Betauchen von Höhlen gegeben. Ausbildungsorganisationen haben Minimumstandards festgelegt, was trainiert werden soll und was die Minimalausrüstung für das Höhlentauchen ist. Dazu zählt auch das Navigationskit.

    Ein Navigationskit – auch pig tail (Schweineschwänzchen) genannt, ist ein Gummischlauch, auf den mehrere personalisierte richtungsweisende aka Pfeile und nicht richtungsweisende Marker, Kekse oder Cookies genannt angesteckt werden können. Bei TDI ist das Minimum je 3 Stück pro Taucher. Und dann gibt es auch noch die REMs (reference exit marker).

    Woher kommen diese Marker?

    Die Idee seinen Weg in einer Höhle zu markieren stammt ursprünglich aus der Trockenhöhlen Erforschung. Mit dem Erforschen von Unterwasserhöhlen wurden Techniken angepasst und über die Jahre erweitert. Angefangen damit, dass in erforschten Höhlen der Etikette nach die Explorationsleine installiert bleibt. In Mexiko mit Ausnahmen, wenn die Tunnel nur kurz sind, nirgendwo hinführen, parallel zum Haupttunnel verlaufen usw. Nachdem aber nun jeder Taucher der Originalleine entlang tauchte, entstand das Bedürfnis seinen individuellen Weg zu markieren. Als erste Hilfsmittel nahm man, was leicht verfügbar war und das war Tape, welches man an die Leine kleben konnte und Wäscheklammern. Aus dem Tape, welches erstmalig 1976 in den USA von Lewis Holzendorff in Dreiecksform verwandt wurde, den sogenannten Dorff-Markern, haben Forrest Wilson, Sheck Exley und andere mögliche Formen auf einem Workshop des NSS-CDS diskutiert und heraus kamen die heute bekannten Höhlenpfeile, deren Design später von DiveRite aufgekauft wurde und in Massen produziert wurde. Die Wäscheklammern entwickelten sich zu persönlichen Markern, den Cookies, die von Daniel Riordan 1997 in Akumal entwickelt wurden und heute noch Hauptnavigationsmittel bei GUE Tauchern ist. Bil Phillips hat 2011 die Reference Exit Marker vorgestellt – kurz REM und seine Idee, wie sie in der Höhlennavigation verwendet werden können. Hier das Video dazu.

    Viele Höhlentaucher, die mich in Mexiko besuchen, kennen Navigationen aus anderen Höhlensystemen weltweit, aber kennen sich nicht wirklich mit der „mexikanischen Höhlen- Navigation“ aus. Das hört sich nun chaotischer an, als es ist, denn wir sind hier nun mal der Schmelztiegel verschiedener internationaler Einflüsse und aber auch der Innovationsmotor für neue Techniken und Verfahren. Und genau deshalb habe ich über die Jahre angepasst, wie ich meine Höhlentauchschüler in der Navigation einweise und wie wir Kekse, Pfeile und REMs korrekt nutzen. Jeder Höhlentaucher wiederholt anfangs mit mir, auf welche Art er/ sie gewohnt ist zu navigieren, wie ich es normalerweise mache, auf welche Version wir uns einigen, so dass es für alle im Team sicher ist und dann besprechen wir oftmals nach den Tauchgängen, was wir an anderen Varianten anderer Teams gesehen haben.

    Es gibt ein paar Bücher über Navigation zu kaufen und die meisten, die ich kenne sind auf Englisch. In diesem Zusammenhang möchte ich aber das neu in 2024 erschienene kleine Büchlein von Günter Persoglia nennen, das informativ über Höhlentauchausbildung in Deutsch informiert. Nur nebenher, ihr findet mich auf der Titelseite und auch in ein paar Fotos im Buch. Hier könnt ihr mit ihm Kontakt aufnehmen.

    Wenn euch das Lust auf mehr macht, dann schreibt mir doch einfach und wir machen zum Höhlentauchen oder -Training aus.

    Christine

  • Tauchen ist Teuer

    Tauchen ist Teuer

    Mehr als einmal habe ich gehört, wie teuer Tauchen ist. Vor vielen Jahren wollte mir ein Wiederholerkunde diktieren, wieviel es ihm wert ist, wenn ich sein Guide wäre. Natürlich habe ich dankend abgelehnt und ihm aus Kulanz auch nicht in Rechnung gestellt, dass ich durch seine Einstellung einen bezahlten Arbeitstag verloren habe.

    Kürzlich schreibt mir ein Kunde, der sowohl neue Ausrüstung wie auch einen Kurs und dann noch einige Spasstauchgänge mit mir gebucht hat, dass er sich das nicht so häufig leisten kann, weil er die Finanzanalyse seiner Reise abgeschlossen hat und die Tauchkosten sich am Ende auf knapp 50 % der Reisekosten beliefen. Ich hab mal nicht darauf reagiert, weil ich nicht weiss, ob er eine Rechtfertigung, Entschuldigung oder Preisnachlass erwartet und keines bin ich bereit zu geben.

    Ich weiss, dass Tauchen teuer ist. Ich bin von Zuhause aus nicht reich und ein Antriebsfaktor im Tauchen zu arbeiten war, weil ich mir die vielen Tauchgänge, die ich machen wollte, nicht leisten konnte. Jetzt arbeite ich als Tauchlehrer und habe mich über mehr als 20 Jahre langsam hochgearbeitet, so dass ich Erfahrung, Ausbildung und Können vorweisen kann. Aber Ausrüstung ist – bis auf wenige Ausnahmen genauso teuer für mich wie für jeden anderen. Ich hab keine Probleme damit, mit Lungenautomaten zu tauchen, die ebensoviele Jahre alt sind, weil vor allem die 1. Stufen bei entsprechender Pflege fast unzerstörbar sind. Allerdings sind die 2. Stufen naturgemäss etwas anfällliger, weil viel aus Plastik ist und das Material eben nach X Jahren ermüdet. Zusätzlich ist die Beschaffung in Mexiko manchmal schwieriger, die vor Ort Preise wegen variabler Einfuhrzölle höher sind als im Herstellungsland und vor allem weil Käufer, die in normal verdienenden Berufen arbeiten, prozentuell weniger ihres Gehalts für die Tauchausrüstung ausgeben. Kommt oben darauf noch hinzu, dass ich keine meiner internationalen Einkäufe steuerlich geltend machen kann und ich weitaus häufiger in Ausrüstung investieren muss, weil der Verschleiss grösser ist, vor allem bei den Anzügen. Auch für Kurse bezahle ich die normalen Preise (auch hier wenige Ausnahmen) und habe keine Sponsoren dafür. Und für meine Erfahrung – nämlich meine Spasstauchgänge muss ich natürlich auch zahlen.

    Wenn ich mir ansehe, dass der Eintritt in einem Vergnügungspark hier ohne irgendwelche grossen Extras über 100 Euro kostet, ein Ausflug nach Chichen Itza über 120 Euro kosten kann und das alles bei Anbietern, die mit grossen Gruppen arbeiten oder zumindest nicht individuell abgestimmt auf ihren Kunden, dann brauche ich einen Vergleich nicht zu scheuen. Ähnliche Luxushobbies wären zum Beispiel Golf mit nur wenigen öffentlichen Anlagen, die unter 100 USD zum Bespielen kosten, aber die exklusiveren ab 150 bis 350 USD verlangen und man dann keinen persönlichen Trainer oder Begleitung hat, denke ich, ist das offensichtlich genug. Fliegen, Fallschirmspringen? Keine Ahnung, was die Kosten sind, aber sicher nicht billig.

    Tauchen hat es geschafft, sich ein breiteres Publikum zu verschaffen, aber wenn ein Kunde kommt und meine Preise mit denen des Mitbewerbers zu vergleichen, egal ob hier lokal oder an einer anderen Tauchdestination, dann wird oftmals dennoch vergessen, das komplette Paket zu vergleichen. Wie jemand im Tauchen seine Preise kalkuliert, bleibt jedem selber überlassen, aber wer günstiger ist als der direkte Wettbewerb, muss Ecken abkürzen und Kosten sparen oder hat weniger Erfahrung, sieht Tauchen als Nebenerwerb an oder kann schlichtweg nicht wirtschaftlich kalkulieren.

    (End of rant)

  • Lebenslanges Lernen – Teil Zwei

    Lebenslanges Lernen – Teil Zwei

    Wer hier auf meinem endlich öffentlich gestellten Blog nachforscht und sucht, wird meine ersten Teil dazu finden, den ich in 2009 geschrieben habe.

    Viele meiner Lernerfahrungen vor allem im Tauchen sind durch die Kurse, die ich belegt habe, durch die Kurse, die ich gegeben habe (ja, nicht nur mein Student lernt, sondern ich auch jedes Mal) und natürlich durch die Erfahrung der vielen Tauchgänge entstanden.

    Mein Weg in Mexiko hat mich vom Sporttauchlehrer zum Höhlentaucher, dann zum Höhlentauchlehrer und danach generell technischen Tauchlehrer geführt und Anfang 2024 dann einen Kreis geschlossen, in dem wieder zur Ausbildung auf der Sporttauchebene gehe, denn ich bin nun Trainer für Tauchlehrer und Course Director bei SDI, sowie Instructor Trainer für verschiedene technische Kurse.

    Die Entscheidung dazu war ein Gemisch aus verschiedenen Motivationen und ich bin hier ganz ehrlich das erste war FOMO – fear or missing out – so viele meiner Kollegen und Freunde vor Ort, die fast alle jünger als ich sind, sind inzwischen Instructor Trainer und als die Gelegenheit kam, diesen Workshop hier in Playa del Carmen zu machen, konnte ich mich nicht wirklich mehr davor drücken. Wachsen und Lernen ist manchmal nicht einfach, wie so viele Menschen, bin auch ich bequem geworden, hab mich eingerichtet in meinem Leben und habe eine Routine entwickelt.

    Routinen sind gut, aber sie behindern auch, in Richtungen zu wachsen, die man nicht wirklich im Blickwinkel hat, und selbst wenn ich immer noch nicht genau sehe, wohin mich meine neue Qualifikation führen kann und wird, so hab ich nun neue Alternativen, die ich genauer erkunden werde.

    Als Taucher kann es sein, dass du Dive Master oder gar Tauchlehrer werden möchtest, oder du bist bereits Tauchlehrer und möchtest nun in die technische Sparte wachsen? Mach es mir nach und fang einfach an, die Möglichkeiten werden sich ergeben, wenn du die Tür einmal geöffnet hast.

  • Three Times makes Easy

    Three Times makes Easy

    oder Wie man sich am besten auf eine Prüfung vorbereitet

    Die Materialien, die wir erhalten, damit wir unsere Studenten korrekt auf die theoretischen Grundlagen ihres Tauchkurses vorbereiten, sind ein Teil der Vorbereitung. Aber wir müssen sie auch korrekt einsetzen.

    Ein Beispiel aus meiner Zeit, als ich Sporttauchkurses regelmässig unterrichtet habe:

    Kunde kommt in den Laden und möchte seinen Tauchkurs beginnen. Die Frage nach vorhergehender Erfahrung beantwortet er mit nein und ach ja, ‚ich bin auch nur eine Woche hier‘. Ihm wird das Buch in die Hand gedrückt und wenn der Tag noch nicht zu weit fortgeschritten ist, dann auch gleich die entsprechenden Videos (falls sie für den Kurs vorhanden sind). Die Wiederholungsfragen werden unmittelbar nach dem Video beantwortet und aus Zeitmangel wird auch oft mal gesagt, dass man sich die Wiederholungsfragen nach jedem Kapitel ansehen soll. Wenn man die nach dem Video beantworten kann, dann ist das ok und man braucht nicht das ganze Buch zu lesen, wenn nicht, einfach den entsprechenden Abschnitt im Buch nachlesen.

    Ich geb es zu, ich habe meine Tauchschüler auch schon so geprept.

    Die Frage ist, ob der Tauchschüler tatsächlich alles Notwendige im Langzeitgedächtnis abgespeichert hat.

    Bei der Lektüre zu einem etwas anderen Thema – nämlich klassischer, instrumentaler und operanter Konditionierung – bin ich dann auf diese überaus ausführliche Seite gestossen und das Einleitungskapitel hat mich zu diesem Blog inspiriert.

    Mehr kann man hier unter dieser Seite nachlesen (auf Englisch) auf der Seite Psych Web von Dr. Dewey.

    Für solche Studenten, denen das Wissen nicht sofort zufliegt, ist seine Schlussfolgerung, dass man eine neues Thema dreimal studieren sollte (intensiv durchlesen und nichts sonst), damit es verstanden wird und man es zu seinem eigenen Gedankengut macht. Und dies nennt es sein „Three Times makes Easy“.
    In der ersten Stufe macht man sich mit der Thematik bekannt, aber es entsteht noch kein stimmiges Ganzes. Der Student sagt, ‚Ich hab das studiert‘, aber er kann noch keine Antworten auf die Wiederholungsfragen geben, wenn das Buch geschlossen ist.
    Beim zweiten Durchlesen formen sich Verlinkungen. Einige Dinge beginnen Sinn zu machen. Der Student kann auf diesem Level isolierte Antworten geben, die korrekt klingen, aber er kann sie nicht diskutieren, was sie in einem grösseren Kontext bedeuten.
    Beim Dritten Durchlesen wird alles klar. Oft erscheint es in der Rückschau als einfach oder selbstverständlich. Ein Student auf diesem Level fühlt sich mit dem Material vertraut und könnte es einem anderen Studenten beibringen.

    Alles was notwendig ist, um Lernen einfach zu machen, ist das dreimalige Lesen.

    Die Wiederholungsfragen werden nach dem Durchlesen beantwortet, nachdem man eine kleine Pause gemacht hat, damit man auch wirklich abtestet, dass man auf das Langzeitgedächtnis zugreift.

    Im Tauchen haben wir dieses Dilemma augenscheinlich gelöst, in dem das Wissen via Video, Textbuch und praktischer Wiederholung anhand von Wiederholungsfragen, Abschlusstest und den praktischen Anwendungen in und am Wasser angewendet werden. Wichtig ist aber, dass es mehrmals vorkommt, damit es zu einem permanenten Erinnern und Verstehen kommt. Aber reicht es auch, dass es wirklich gelernt ist und im Langzeitgedächtnis abgespeichert ist?

    Wie sind eure Erfahrungen damit?

    Christine

    Die Idee für diesen Beitrag kam übrigens zustande, weil ich im Lernen bin, wie ich meine Hunde am besten trainieren kann, da offensichtlich kein grosses Angebot an guten Trainern hier in meiner Gegend besteht.

    Zum Weiterlesen über Trainingstheorien hier auch ein weiterer Beitrag von mir, in dem ich über ähnliche Mechanismen der Kompetenzstufenentwicklung geschrieben habe.

    Diesen Blog habe ich auch 2024 nach 10 Jahren nochmal überarbeitet.