Vor einiger Zeit habe ich einen technischen Kurs unterrichtet und der Student war selber ein sehr erfahrener Tauchlehrer ( und technischer Taucher aber nicht auf dem Instructor – Level) sowie Wiederholerkunde und jemand, mit dem ich sehr gern getaucht habe.
Während einer Theorieeinheit, wobei ich mich gar nicht mehr erinnern kann, um was es genau ging, fiel von seiner Seite dann das Endargument, „we can agree to disagree“, welches mich irrational sauer gemacht hat und ich recht brüsk das Gespräch beendet habe. Losgelassen hat mich die ganze Zeit aber nicht, warum ich so emotional wurde und ich habe seither versucht, diese Thematik aufzuarbeiten.
Agree to Disagree heisst, jemand hat eine andere Meinung, als ich sie habe. Jeder hat das Recht dazu. Das ist nicht das Problem.

Der wunde Punkt liegt in der Art der Anwendung des Arguments, denn während ich unterrichte, basiert mein Wissen nicht auf meiner Meinung, sondern auf Tatsachen und Erfahrungen, die durch meine Aktvitität als Trainer und aber auch die Grundlagen der Ausbildung unterstützt werden. Jahrzehntelanges Wissensanreicherung von vielen erfahrenen technischen Tauchern und Instruktoren ist in das Design des entsprechenden technischen Kurses geflossen.
Dies bedeutet, das Anrecht auf einer eigenen Meinung des Studenten ist ein informeller Fehlschluss, der bedeutet, dass er eine Diskussion gewinnen will und nicht bereit scheint, lernen zu wollen. Ausserdem, auch wenn ich mich nicht mehr an den Inhalt der Diskussion erinnern kann (oder will)….. siehe Meme… (Achtung: Ironie)

Wikipedia hat wie so oft mir geholfen, den Sachverhalt etwas besser zu verstehen und ich zitiere:
Dazu gehört der dialogische Ansatz, der Argumente als Züge in einem Dialogspiel auffasst, welches darauf abzielt, die andere Person rational zu überzeugen. Für dieses Spiel gelten verschiedene Regeln. Fehlschlüsse werden als solche Verstöße gegen die Dialogregeln definiert, welche den Fortschritt des Dialogs behindern. Der epistemische Ansatz stellt eine weitere Herangehensweise dar. Sein Kerngedanke ist, dass Argumente eine epistemische Rolle spielen: Sie zielen darauf ab, Wissen zu erweitern, indem sie eine Brücke von bereits gerechtfertigten Glaubenshaltungen zu noch nicht gerechtfertigten Glaubenshaltungen schlagen. Fehlschlüsse sind Argumente, die dieses Ziel verfehlen, indem sie eine Regel der epistemischen Rechtfertigung verletzen.
Leider sind wir im Gespräch nicht mehr darauf zurückgekommen und so ist ein bisschen ein schales Gefühl wahrscheinlich bei beiden von uns geblieben. Förmlich entschuldigen konnte ich mich nicht wirklich, weil ich mich an den Inhalt nicht erinnern konnte, aber aufgearbeitet habe ich es für mich durch diesen Beitrag. Was haltet ihr davon?
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