Kategorie: Lernen

  • Kommunikation

    Kommunikation

    Seit Tagen hatten wir einen Höhlentauchgang geplant. Gestern Abend kam eine Nachricht, die ich erst mitten in der Nacht gesehen habe: „Hallo, alles klar für morgen?“
    Darauf habe ich um 2 Uhr kurz zurückgeschrieben: „Ja, alles klar, wir sehen uns morgen früh.“
    Am Morgen kam dann die Antwort, dass mein Tauchpartner leider arbeiten müsse und deshalb nicht kann. Das war auch der Grund für seine Nachricht. Etwas verwirrend. Menschlich? Sicher. Aber irritierend.

    Ein anderes Beispiel: Wir gehen Höhlentauchen. Mitten in einem schönen, aber technisch unspektakulären Abschnitt fragt mein Vordermann per Lichtsignal ein Ok ab. Ich antworte nicht, weil ich nicht verstehe, warum er fragt. Also tauche ich weiter, bis ich näher an der vom Lichtkreis markierten Stelle bin – vielleicht zeigt er mir ja ein Tier, das ich wegen meiner Kurzsichtigkeit übersehen habe. Mein Buddy schwimmt derweil weiter und fragt erneut ein Ok ab. Nachdem ich Zeit und Luft kontrolliert hatte, bestätigte ich schließlich widerwillig. Im Debriefing habe ich die Situation aufgeklärt, um den Kommunikationsloop zu schließen. Der Unterschied ist, wie ein Höhentaucher oder ein Sporttaucher kommuniziert.

    Beim Höhlentauchen ist Kommunikation stark reduziert. Wir besprechen den Plan vor dem Tauchgang, und die Übereinkunft lautet: Alles ist in Ordnung, solange niemand das Gegenteil kommuniziert , das kann ein Erreichen eines Limits sein, auftretende Problemen oder schlicht die Entscheidung, den Tauchgang zu beenden. Diese Regel wird als „Goldene Regel des Höhlentauchens“ zusammengefasst:
    „Jeder Taucher hat das Recht, einen Tauchgang zu beenden, zu jeder Zeit, aus jedem Grund – und es wird vor allem nicht unter Wasser darüber diskutiert.“

    Jeder Taucher kann den Tauchgang beenden, zu jeder Zeit, aus egal welchem Grund, Fragen werden nicht gestellt
    (c) Picture Poby Han


    Nach dem Tauchgang besprechen wir, ob die Kommunikation funktioniert hat und wo es Verbesserungsbedarf gibt.

    Im Sporttauchbereich ist es anders. Dort wird das Ok häufig als Frage-Antwort-Muster genutzt. In den Handzeichen wird erklärt: Auf ein Ok muss ein Ok zurückkommen – ohne Differenzierung. Ich mache das mit Anfängern bewusst anders. Beim Abtauchen zeige ich nicht einfach Ok, sondern auf die Ohren und frage Ok – damit lenke ich die Aufmerksamkeit auf den Druckausgleich. Unter Wasser zeige ich auf mein Finimeter und frage Ok, also ob noch genug Luft vorhanden ist. Wenn der Schüler dann voller Freude Ok gibt, weil er den Tauchgang genießt, bestätige ich das natürlich. Aber diese Feinheiten in der Kommunikation mit einem Open-Water-Taucher im Detail zu besprechen, geht über die kurze gemeinsame Zeit hinaus. In der Ausbildung für Sporttaucher setze ich andere Prioritäten.

    Zum Schluss eine kleine Anekdote, die mir so oft passiert ist, dass ich sie als „typisch mexikanisch“ verbuche:
    An der Tankstelle:
    – Karte oder Bar?
    – Karte.
    – Gerät kaputt. Nur Bar.

    Was sind für dich sinnlose Kommunikationsschleifen im Alltag? Und hast du beim Tauchen auch schon mal ähnliches erlebt?


  • Über Kurse und Zertifizierungen

    Über Kurse und Zertifizierungen

    Daniel, Christine and Geraldine SDI Instructor Trainer enjoying an ocean dive

    Immer wieder stoße ich im Alltag als Tauchlehrerin und Instructor Trainerin auf die gleiche Frage: Wann ist ein Taucher wirklich bereit für die nächste Stufe seiner Ausbildung?
    Es ist leicht, Regeln und Voraussetzungen auf dem Papier zu erfüllen, doch in der Praxis geht es um viel mehr: Sicherheit, Erfahrung und vor allem Ehrlichkeit. Genau darum soll es in diesem Beitrag gehen.

    Kürzlich habe ich einen weiteren Beitrag im sehr interessanten SDI-Blog gelesen. Es ging darum, dass man als Tauchlehrer auch einmal Nein sagen muss, wenn ein Student noch nicht bereit für die angestrebte Zertifizierung ist. (Die Blog-Beiträge verlinke ich am Ende.)

    Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen: Es ist nicht einfach, als angestellter Tauchlehrer das Gleichgewicht zu finden ; Wer ist wirklich bereit für eine Zertifizierung, und wann spielen externe Faktoren eine Rolle, die die Entscheidung beeinflussen.

    In der Theorie liest sich das alles super einfach. In der Praxis ist es aber ganz anders, besonders wenn man in einem Shop arbeitet, der einen als Tauchlehrer nicht zu 100 % unterstützt. Stattdessen gibt es feste Regeln, wie lange ein Kurs dauern darf, aber keine klaren Guidelines, was passiert, wenn ein Student eben mehr Zeit braucht. Niemand erwartet, dass wir umsonst arbeiten. Das sollte auch den Kunden bewusst sein. Aber die Verantwortung liegt eben auch beim Inhaber, dies transparent und klar zu kommunizieren.

    Als unabhängig arbeitender Tauchlehrer ist es für mich deutlich einfacher. Ich bin nur mir selbst gegenüber verantwortlich, und für mich steht Sicherheit immer an erster Stelle. Wenn ich das Gefühl habe, ein Taucher ist ohne Supervision noch zu „wackelig“ in seinen Fertigkeiten, dann kann ich ihn nicht mit einer Zertifizierung losschicken.

    Als Tauchlehrer und Instructor Trainer treffe ich häufig auf Kandidaten, die ich vorher noch nie gesehen habe. Auch wenn sie auf dem Papier alle Eingangsvoraussetzungen erfüllen, weiß ich nicht, ob sie in ihren bisherigen Kursen korrekt evaluiert wurden oder ob ihre Erfahrung wirklich ausreicht.

    Mein oft zitiertes Beispiel: Ein Divemaster-Kandidat, der keinen Druckausgleich konnte und im Rescue-Kurs von seinem Tauchlehrer einfach 15 Minuten vorab unter Wasser geschickt wurde, weil er so lange brauchte, um überhaupt auf 10 m zu kommen. Ich hatte aber auch schon „Intro-to-Cave“ zertifizierte Taucher, die nach zwei Wochen Training mit mir die Voraussetzungen für diese bereits erlangte Zertifizierung nach meinen – und den allgemeinen – Standards nicht erfüllt haben.

    Immer wieder liest man auf Social Media bei Tauchlehrerkursen, dass der Instructor Trainer eine 100 % Bestehensquote hat. Also: alle Kandidaten, die zur Instructor Evaluation angetreten sind, haben bestanden. Aber die entscheidende Frage ist doch: Wie viele sind während des Trainings abgesprungen? Wird das irgendwo erwähnt? Wie vielen wurde gesagt, dass sie noch mehr Erfahrung brauchen, ihre Fertigkeiten verbessern müssen, um ihr Ziel zu erreichen? Für mich ist es eine klare Verzerrung in der Werbung für einen IDC, wenn von einer 100 % Bestehens-„Garantie“ gesprochen wird.

    Ein sehr krasses Beispiel für Schönrederei sind die sogenannten „No-Kill Shelter“. In der Öffentlichkeit stehen sie in dem Ruf, besser zu sein als Tierheime, die Tiere einschläfern. Was aber kaum jemand erwähnt: Viele dieser Einrichtungen nehmen bestimmte Rassen oder schwer vermittelbare Tiere gar nicht erst auf und treffen so von Anfang an eine Selektion. Ähnliches sehe ich auch hier vor Ort bei manchen Rescue-Organisationen: Welpen und kleine Hunderassen werden bevorzugt, weil sie leichter zu vermitteln sind. Das entspricht aber nicht unbedingt den wirklichen Notwendigkeiten.

    Eine Kollegin von mir lehnt Taucher für ein Training grundsätzlich ab, wenn sie ihrer Meinung nach zu wenige Tauchgänge haben, zum Beispiel nur 50, aber mit dem Wunsch, im Höhlenbereich einzusteigen. Ich habe versucht, ihr zu erklären: Auf dem Papier sind die Eingangsvoraussetzungen erfüllt. Ob der Taucher am Ende das gewünschte Level erreicht, hängt jedoch von seiner tatsächlichen Performance im Kurs ab.

    Wenn ich nun einen Tauchlehrer-Kandidaten habe, der extra anreist und sich zwei Wochen Zeit nimmt, um Tauchlehrer zu werden – reicht diese Zeit aus, um eventuelle Mängel aus der vorherigen Ausbildung aufzuarbeiten? Aus meiner Sicht: ein klares Nein. Der IDC selbst ist bereits sehr anspruchsvoll – mindestens acht, in größeren Gruppen eher zehn intensive Tage. Erst wenn wir uns persönlich kennenlernen, kann ich Defizite erkennen und gezielt daran arbeiten. Genau das ist schließlich meine Aufgabe: Taucher zu besseren Tauchern auszubilden und ihnen die Werkzeuge in die Hand zu geben, gute Taucher und gute Ausbilder zu werden.

    Meine klare Empfehlung: Mit ausreichend Zeit im Gepäck anreisen – oder den Tauchlehrerkurs gleich in Kombination mit einem anderen Kurs über zwei getrennte Zeiträume bei mir planen. So lernen wir uns, unsere Erfahrungen und unsere Arbeitsweise schon vorher kennen.

    https://www.tdisdi.com/iti/pass-or-fail-students-instructors

    https://www.tdisdi.com/iti/evolution-of-scuba-open-water-training

    Am Ende zählt für mich nicht, wie schnell jemand ein Brevet in der Hand hält, sondern dass er oder sie sicher und mit Freude taucht, und damit langfristig ein guter Taucher oder Ausbilder wird.
    Wenn du überlegst, den nächsten Schritt in deiner Tauchausbildung zu gehen, nimm dir die Zeit, die du wirklich brauchst. Schreib mir gerne direkt, dann finden wir gemeinsam den passenden Weg und das richtige Tempo für deine Ziele.

  • Vier Augen sehen mehr – Mentorship

    Vier Augen sehen mehr – Mentorship


    Vier Augen sehen mehr

    Ursprünglich 2015 begonnen, nun in überarbeiteter Fassung veröffentlicht.

    Der Einstieg in die Freiwilligenarbeit

    Im Jahr 2015 begann ich meine Tätigkeit als Freiwillige in einer Sterilisationsklinik – im Aufwachraum 1 für Hunde. Obwohl ich seit 2002 als Tauchlehrerin arbeite, schlägt mein Herz auch für den Tierschutz. Neben meinen eigenen adoptierten Tieren hier in Mexiko konnte ich bereits vielen weiteren Tieren zu einem besseren Leben verhelfen – sei es durch direkte Adoption oder durch Verbesserungen ihrer Lebensumstände.

    Tierärzte auf Zeit: Die Arbeit von VIDAS

    Wie schon in den vergangenen Jahren, unterstütze ich auch dieses Jahr wieder eine Sterilisationskampagne in Playa del Carmen. Tierärztinnen und Tierärzte nehmen sich Urlaub, um mit der Organisation VIDAS so viele (Straßen-)Tiere wie möglich zu kastrieren. Seit 2002 hat VIDAS das Leben zehntausender Tiere in Mexiko verbessert – ein beeindruckendes Engagement, das von vielen Organisationen bis heute weiterhin gezeigt wird.

    Struktur und Zusammenarbeit in der Klinik

    Jedes Tier wird von einem ausgebildeten und erfahrenen Tierarzt operiert. Andere Tierärzte sowie Tierärzt*innen in Ausbildung arbeiten in Vorbereitung und Nachsorge – unterstützt von geschulten Freiwilligen, die mit klaren Anweisungen in ihre Aufgaben eingeführt werden.

    Im letzten Jahr begann ich damit, chirurgische Instrumente zu sterilisieren – eine Aufgabe, die sonst niemand übernehmen wollte. Später wechselte ich in den Aufwachraum für Hunde, wo ich auch dieses Jahr wieder tätig war – sowohl in Raum 1 (direkt nach der Narkose), als auch in Raum 2 (wo die Tiere bereits mit ihren Besitzern sind).

    Schulung und Betreuung

    Für jede Aufgabe erhalten wir Freiwilligen eine Einweisung. Die Organisation Coco’s Animal Welfare bietet sogar Halbtageskurse an, die Grundlagen der postoperativen Erste Hilfe bei Hunden und Katzen vermitteln.

    Täglich begegne ich neuen Situationen. Doch ich bin nie allein: Ein Tierarzt oder erfahrener Helfer ist immer zur Stelle, beantwortet jede Frage und erklärt jedes Verfahren. Diese Lernumgebung ist ein Geschenk.

    Der Ablauf im Aufwachraum

    Unsere Aufgabe im Aufwachraum ist es, das Tier beim Aufwachen zu beobachten und jegliche Auffälligkeiten zu melden:

    • Wir entfernen Katheter und Beatmungsschläuche.
    • Melden Floh- oder Zeckenbefall.
    • Überwachen Atmung, Temperatur, Übelkeit oder andere Symptome.
    • Schneiden Krallen.
    • Und flüstern beruhigende Worte ins Ohr unserer pelzigen Patienten.

    Jeder ungewöhnliche Vorfall folgt demselben klaren Ablauf:

    1. Der Freiwillige bemerkt etwas und meldet es ruhig.
    2. Der zuständige Tierarzt überprüft die Situation und fragt nach Details.
    3. Die Lage wird professionell eingeschätzt.
    4. Der nächste Schritt wird erklärt – zur Weiterbildung aller Beteiligten.

    Ich selbst bin weder Tierärztin noch medizinisch ausgebildet – meine höchsten Qualifikationen im Erste-Hilfe-Bereich stammen aus der PADI- und DAN-Ausbildung. Dennoch darf ich hier täglich von erfahrenen Fachleuten lernen – eine außergewöhnliche Gelegenheit.

    Der Wert der zweiten Meinung

    Was mich besonders beeindruckt: Die Tierärzte konsultieren regelmäßig ihre Kolleg*innen. Ob zur Absicherung der Diagnose, zum Erfahrungsaustausch oder zu Lehrzwecken – eine zweite Meinung scheint Standard zu sein. Ich erlebe täglich ein offenes, respektvolles und lernförderndes Miteinander, in dem jede Stimme zählt. Diese Kultur des Dialogs und der Wertschätzung ist inspirierend.

    Ein Vergleich zur Tauchwelt

    Im Gegensatz dazu sieht die Realität in der Tauchwelt oft ganz anders aus.
    Ein gut gemeinter Hinweis wird schnell als Kritik verstanden, das Ego des Tauchpartners ist leicht verletzt. Ich musste früh lernen, wie sensibel man Verbesserungsvorschläge verpacken muss. Leider begegnet man dort oft:

    • Rivalität statt Kooperation,
    • Neid statt Unterstützung,
    • Zurückhaltung statt Wissensteilung.

    Mehr als einmal wurde ich wegen offener Meinungsäußerung bedroht – persönlich oder öffentlich. Und oft denke ich, es wäre einfacher, allein zu tauchen, statt sich solchen Dynamiken auszusetzen. Selbst erfahrene Taucher verweigern oft die Weitergabe ihres Wissens – selbst wenn man explizit darum bittet.

    Nach gründlicher Selbstreflexion bin ich überzeugt, dass dieses Problem nicht an meiner Person liegt. Viele meiner Kolleg*innen machen ähnliche Erfahrungen – wir sind gefangen in einem Kreislauf aus Unsicherheit und Konkurrenz.

    Was wäre, wenn…?

    Was wäre, wenn Tauchguides und Taucher sich genauso verhalten würden?
    Würde Wissen weitergegeben oder verloren gehen?
    Würden junge Kolleg*innen von Erfahrung profitieren oder nur aus Lehrbüchern lernen?

    Warum ist es in der Tauchszene so schwer zu akzeptieren, dass man auch nach dem Kurs noch lernen kann – und sollte – besonders durch die Augen und Erfahrungen anderer?

    Denn: Vier Augen sehen mehr. Und gemeinsam lernen wir besser.

    Mentoring nicht nur unter Wasser

    Als Instructor Trainer ist Coaching und Mentoring ein zentraler Bestandteil meiner Trainingsphilosophie. Ich glaube fest daran, dass individuelles Wachstum im Tauchen nicht nur durch Kurse, sondern durch kontinuierliche Reflexion und kollegiale Unterstützung geschieht.

    In meiner Rolle als Cave Instructor engagiere ich mich zudem als Evaluator für die lokale, freiwillige Organisation CREER, die sich dem Ziel verschrieben hat, das Höhlen- und Grottentauchen in den Cenoten Mexikos für Besucher sicherer zu machen.

    Mehr Informationen zu meinen Trainingsansätzen und Mentoring-Programmen findest du auf meiner Webseite:


    👉 https://divingcaves.de/instructor-training/


  • Druckausgleich für technische Taucher

    Druckausgleich für technische Taucher

    In meinem ersten Beitrag aus 2013 habe ich über den Druckausgleich geschrieben, um einen Link an meine Taucher und Studenten schicken zu können, in denen oft gehörte falsche Aussagen erklört werden und der Link zu dem überaus nützlichen Video eines amerikanischen Tauchmediziners, der Druckausgleichtechniken erklärt.

    Ich erlebe es aber immer wieder, dass selbst sehr erfahrene Taucher und Tauchlehrer mit ihrer Ohrenpflege auch etwas noch lernen können. Wie so vieles im Tauchen, kann man alles als einen Skill sehen, eine Technik, die man richtig erlernen muss, eventuell auch verschiedene Techniken, damit man unterschiedliche Arten anwenden kann, wenn es notwendig wäre.

    Jeder kann (oder sollte sich) an die Anleitungen im Open Water Kurs erinnern, dass der Druckausgleich kontinuierlich beim Abstieg herbeigeführt werden muss. Im nachfolgenden spreche ich immer vom Druckausgleich im Mittelohr, obwohl natürlich klar ist, dass wir in allen luftgefüllten Räumen unseres Körpers oder an unserem Körper (sprich Maske) beim Abstieg Druckausgleich herbeiführen müssen. Dies wird erreicht, so die gängige Erklärung, indem man den Nasenerker der Maske so quetscht, dass die Nasenflügel anliegen und man dann in die blockierte Nase bläst. Wenn es nicht klappt, soll man bei geschlossener Nase, den Kopf hin und her wackeln oder mit dem Kiefer wackeln und gleichzeitig weiter ausatmen. Bei einer Vielzahl von Tauchern reicht diese Erklärung, um ein beschwerdefreies Abtauchen zu ermöglichen.

    Ich möchte mich mit diesem Beitrag an die Taucher wenden, bei denen das eben nicht so leicht funktioniert, denn (ich denke) alle Taucher, die Druckausgleichsprobleme hatten (und gesund sind) und mit denen ich dann gesprochen habe, haben eine mangelnde Technik und falsche Ausführung des Druckausgleichs erlernt und angewendet.

    Fangen wir mit der entsprechenden Pflege an. Super wichtig ist, dass man aussreichend hydriert ist, vor allem als Taucher muss man darauf achten, genug Wasser zu trinken. Wenn die Gewebe gut elastisch sind, weil gut hydriert, bewegen sie sich leichter und man erreicht den Druckausgleich einfacher. Infektionen und Schwellungen werden durch gesunde Schleimhäute abgepuffert. Trinken nur am Abend, damit man das lästige Pinkeln tagsüber vermeidet, ist vor allem bei uns hier in Mexiko mit dem heissen Klima nicht aussreichend.

    Die Druckausgleichstechnik, die ich eingangs beschrieben habe, ist das sogenannte Valsalva Manöver.

    Bekanntermassen muss man ja die Tuben beim Tauchen öffnen, damit der Überruck aus der Umgebung auch im Mittelohr ankommt und ein Druckgleichgewicht entsteht. Die Tuben, genauer gesagt, die Eustachischen Röhren sind keine starren Röhren, sondern von einem Muskel umschlossen, der in den Tubenlippen endet, die sich im Wachzustand automatisch ungefähr alle Minute einmal öffnen und so automatisch eine Belüftung des Mittelohrs stattfindet. Diese automatische Öffnung müssen wir nun trainieren, dass sie auf Kommando erfolgen kann, dann wenn der Umgebungsdruck von aussen zu gross wird, dann sind die Tubenlippen geschlossen.

    Nach Wikipedia ist das Valsalva-Manöver, „auch Valsalva-Pressdruck-Versuch, Valsalva-Manöver oder Valsalva-Methode (nach Antonio Maria Valsalva, 1666–1723), … ein medizinisches Verfahren. Er wird beispielsweise zur Überprüfung des Barorezeptorenreflexes oder zur Belüftung des Mittelohrs und beim Untersuchen von Beinvenen mit Ultraschall angewandt.

    Außerdem wird er z. B. von Patienten durchgeführt, die unter Herzrasen leiden, um die Schlagzahl des Herzens wieder zu normalisieren.“

    Diesen letzten Satz habe ich hervorgehoben, weil das für uns Taucher wichtig ist zu verstehen, denn der Druckausgleichversuch nach Valsalva ist so heftig, dass es zu Druckänderungen im Brustraum kommt und an Land eben die Veränderung des Herzschlags bewirken kann unter Druck aber ein gefährlicher Shunt, also ein Überströmen von venösem und damit mit Stickstoff angereichertem Blut in den arteriellen Kreislauf und damit das Risiko eines Dekompressionsunfalls steigt (wer ein latentes offenes foramen ovale hat). Der höhere Druck im Brustraum kann aber auch bei allen Tauchern einen Blutdruckabfall nach sich ziehen und es kann zum Kollaps kommen.

    Das Frenzel- Manöver ist benannt nach Hermann Frenzel – einem Hals-Nasen-Ohren Mediziner, der beobachtete, dass bei Sturzfliegern häufig Barotraumen vorkamen. Dieser als Nasen- Rachendruck beschriebene Druckausgleich entsteht durch Druck der Zunge und der Mundbodenmuskulatur nach hinten/ oben gegen die verschlossene Nase, und öffnet so gleichzeitig die Tuben. Laut meinem medizinischen Tauchlexikon „der Neue Ehm, Tauchen noch sicherer“ ist die Druckerhöhung auf die Tuben beim Valsalva-Manöver bei 40 mm Hg (schliesst aber den Brustraum ein), bei der Frenzel-Methode jedoch bei 90 mm Hg. und öffnet die Eustachische Tube damit effektiver. Da die Stimmritze willkürlich verschlossen wird, kommt dieser Druck aber ausschliesslich im Mundraum zustande. Diese Methode ist nicht ganz einfach zu erlernen und man kann einige Videos dazu googeln oder meine Demonstration unten ansehen.

    Wichtig ist aber mit dieser sehr effektiven Technik kann man den Druckausgleich in unterschiedlicher Körperposition durchführen, was nicht nur für Taucher allgemein, sondern besonders als Höhlentaucher interessant ist, wenn ich beim Eintauchen in die Höhle schräg abtauchen muss. Nicht viele Taucher haben die Technik so perfektioniert, dass sie die Nase nicht mehr mit den Fingern verschliessen müssen, und somit beide Hände frei haben, andere Aufgaben zu erfüllen.

    Wie jede Taucherfertigkeit muss man auch diese üben, das Schöne an diesem Skill ist, dass man ihn an Land üben kann und somit so perfektionieren kann, dass man unter Wasser dann auch kopfüber ohne Probleme einen Druckausgleich herbeiführen kann, was bei vielen Tauchern, die mit dem Valsalva-Manöver schon Probleme haben, meist unmöglich ist.

    Achtung: Oftmals habe ich in meinen Ausführungen von meinen Tauchern gehört, dass sie Schlucken, um Druckausgleich herbeizuführen. Zum einen erzeuge ich beim Schlucken einen Unterdruck im Mundraum und keinen Überdruck (wäre also nur beim Auftauchen hilfreich, falls sich ungewöhnlicherweise das Mittelohr nicht automatisch entlüftet) und zum anderen schlucke ich eine kleine Menge Luft, die beim Aufsteigen sich dann in der Speiseröhre oder Magen ausweitet und zu Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen führen kann.

    Tipps, das Frenzel- Manöver zu üben:

    • Stelle dich vor den Spiegel und schliesse nur die Nasenlöcher, aber die Nasenflügel sind frei bewegbar.
    • Nun bewege bei geschlossenem Mund die Zunge und den Gaumenboden ans Gaumendach. Das Gefühl ist das gleiche, wie wenn man eine weiche Banane mit der Zunge zerquetscht. Oder die Stellung von hinteren Zungenende bei Wort Hunger (die Konsonanten NG)
    • Überprüfen ob es korrekt erfolgt, kannst du auf zwei Arten. Beobachte deinen Adamsapfel, wie es sich nach oben bewegt. Beobachte deine Nasenflügel, wie sich aufblähen.
    • Diesen Druckausgleich kann ich sowohl im ausgeatmeten Zustand und mehrmals in einer Sekunde durchführen.

    Du kannst diese Übung so lange an Land durchführen, bis die Technik perfekt stimmt. Keine Angst, du kannst dir selber kein Barotrauma (also ein Überdruck-Schädigung) zuführen. Allerdings wird der Muskel der Eustachischen Röhre trainiert, dass er auf den Auslöse-Reiz unter Wasser dann besser und verlässlicher anspricht. Viel Spass beim Üben.

  • Agree to Disagree

    Agree to Disagree

    Vor einiger Zeit habe ich einen technischen Kurs unterrichtet und der Student war selber ein sehr erfahrener Tauchlehrer ( und technischer Taucher aber nicht auf dem Instructor – Level) sowie Wiederholerkunde und jemand, mit dem ich sehr gern getaucht habe.

    Während einer Theorieeinheit, wobei ich mich gar nicht mehr erinnern kann, um was es genau ging, fiel von seiner Seite dann das Endargument, „we can agree to disagree“, welches mich irrational sauer gemacht hat und ich recht brüsk das Gespräch beendet habe. Losgelassen hat mich die ganze Zeit aber nicht, warum ich so emotional wurde und ich habe seither versucht, diese Thematik aufzuarbeiten.

    Agree to Disagree heisst, jemand hat eine andere Meinung, als ich sie habe. Jeder hat das Recht dazu. Das ist nicht das Problem.

    Der wunde Punkt liegt in der Art der Anwendung des Arguments, denn während ich unterrichte, basiert mein Wissen nicht auf meiner Meinung, sondern auf Tatsachen und Erfahrungen, die durch meine Aktvitität als Trainer und aber auch die Grundlagen der Ausbildung unterstützt werden. Jahrzehntelanges Wissensanreicherung von vielen erfahrenen technischen Tauchern und Instruktoren ist in das Design des entsprechenden technischen Kurses geflossen.

    Dies bedeutet, das Anrecht auf einer eigenen Meinung des Studenten ist ein informeller Fehlschluss, der bedeutet, dass er eine Diskussion gewinnen will und nicht bereit scheint, lernen zu wollen. Ausserdem, auch wenn ich mich nicht mehr an den Inhalt der Diskussion erinnern kann (oder will)….. siehe Meme… (Achtung: Ironie)

    Wikipedia hat wie so oft mir geholfen, den Sachverhalt etwas besser zu verstehen und ich zitiere:

    Dazu gehört der dialogische Ansatz, der Argumente als Züge in einem Dialogspiel auffasst, welches darauf abzielt, die andere Person rational zu überzeugen. Für dieses Spiel gelten verschiedene Regeln. Fehlschlüsse werden als solche Verstöße gegen die Dialogregeln definiert, welche den Fortschritt des Dialogs behindern. Der epistemische Ansatz stellt eine weitere Herangehensweise dar. Sein Kerngedanke ist, dass Argumente eine epistemische Rolle spielen: Sie zielen darauf ab, Wissen zu erweitern, indem sie eine Brücke von bereits gerechtfertigten Glaubenshaltungen zu noch nicht gerechtfertigten Glaubenshaltungen schlagen. Fehlschlüsse sind Argumente, die dieses Ziel verfehlen, indem sie eine Regel der epistemischen Rechtfertigung verletzen.

    Leider sind wir im Gespräch nicht mehr darauf zurückgekommen und so ist ein bisschen ein schales Gefühl wahrscheinlich bei beiden von uns geblieben. Förmlich entschuldigen konnte ich mich nicht wirklich, weil ich mich an den Inhalt nicht erinnern konnte, aber aufgearbeitet habe ich es für mich durch diesen Beitrag. Was haltet ihr davon?

  • Navigation beim Höhlentauchen

    Navigation beim Höhlentauchen

    Seit den Anfängen des Höhlentauchens und der Erforschung von Unterwasserhöhlen hat es einen gewaltigen Sprung im Wissen um das sichere Betauchen von Höhlen gegeben. Ausbildungsorganisationen haben Minimumstandards festgelegt, was trainiert werden soll und was die Minimalausrüstung für das Höhlentauchen ist. Dazu zählt auch das Navigationskit.

    Ein Navigationskit – auch pig tail (Schweineschwänzchen) genannt, ist ein Gummischlauch, auf den mehrere personalisierte richtungsweisende aka Pfeile und nicht richtungsweisende Marker, Kekse oder Cookies genannt angesteckt werden können. Bei TDI ist das Minimum je 3 Stück pro Taucher. Und dann gibt es auch noch die REMs (reference exit marker).

    Woher kommen diese Marker?

    Die Idee seinen Weg in einer Höhle zu markieren stammt ursprünglich aus der Trockenhöhlen Erforschung. Mit dem Erforschen von Unterwasserhöhlen wurden Techniken angepasst und über die Jahre erweitert. Angefangen damit, dass in erforschten Höhlen der Etikette nach die Explorationsleine installiert bleibt. In Mexiko mit Ausnahmen, wenn die Tunnel nur kurz sind, nirgendwo hinführen, parallel zum Haupttunnel verlaufen usw. Nachdem aber nun jeder Taucher der Originalleine entlang tauchte, entstand das Bedürfnis seinen individuellen Weg zu markieren. Als erste Hilfsmittel nahm man, was leicht verfügbar war und das war Tape, welches man an die Leine kleben konnte und Wäscheklammern. Aus dem Tape, welches erstmalig 1976 in den USA von Lewis Holzendorff in Dreiecksform verwandt wurde, den sogenannten Dorff-Markern, haben Forrest Wilson, Sheck Exley und andere mögliche Formen auf einem Workshop des NSS-CDS diskutiert und heraus kamen die heute bekannten Höhlenpfeile, deren Design später von DiveRite aufgekauft wurde und in Massen produziert wurde. Die Wäscheklammern entwickelten sich zu persönlichen Markern, den Cookies, die von Daniel Riordan 1997 in Akumal entwickelt wurden und heute noch Hauptnavigationsmittel bei GUE Tauchern ist. Bil Phillips hat 2011 die Reference Exit Marker vorgestellt – kurz REM und seine Idee, wie sie in der Höhlennavigation verwendet werden können. Hier das Video dazu.

    Viele Höhlentaucher, die mich in Mexiko besuchen, kennen Navigationen aus anderen Höhlensystemen weltweit, aber kennen sich nicht wirklich mit der „mexikanischen Höhlen- Navigation“ aus. Das hört sich nun chaotischer an, als es ist, denn wir sind hier nun mal der Schmelztiegel verschiedener internationaler Einflüsse und aber auch der Innovationsmotor für neue Techniken und Verfahren. Und genau deshalb habe ich über die Jahre angepasst, wie ich meine Höhlentauchschüler in der Navigation einweise und wie wir Kekse, Pfeile und REMs korrekt nutzen. Jeder Höhlentaucher wiederholt anfangs mit mir, auf welche Art er/ sie gewohnt ist zu navigieren, wie ich es normalerweise mache, auf welche Version wir uns einigen, so dass es für alle im Team sicher ist und dann besprechen wir oftmals nach den Tauchgängen, was wir an anderen Varianten anderer Teams gesehen haben.

    Es gibt ein paar Bücher über Navigation zu kaufen und die meisten, die ich kenne sind auf Englisch. In diesem Zusammenhang möchte ich aber das neu in 2024 erschienene kleine Büchlein von Günter Persoglia nennen, das informativ über Höhlentauchausbildung in Deutsch informiert. Nur nebenher, ihr findet mich auf der Titelseite und auch in ein paar Fotos im Buch. Hier könnt ihr mit ihm Kontakt aufnehmen.

    Wenn euch das Lust auf mehr macht, dann schreibt mir doch einfach und wir machen zum Höhlentauchen oder -Training aus.

    Christine

  • Licht und Höhlen, Teil 1

    Licht und Höhlen, Teil 1

    Vor einiger Zeit habe ich in einem Beitrag eines anderen Höhlentauchlehrers einen Begriff verwendet, um etwas zu beschreiben, was ich während meiner Kurse versuche meinen Studenten weiterzuvermitteln.

    In aller Kürze ist es eine Komponente der Lichtkommunikation. In jedem Manual über Höhlentauchen steht, dass Handzeichen in Höhlen erleuchtet sein müssen, damit man sie sehen kann. Jedem Höhlentaucher ist das natürlich bekannt, aber der Schritt vom Freiwasserkommunikator zum korrekten Kommunizieren in der Höhle ist manchmal gar nicht so einfach und erfordert etwas Umdenken speziell für den Ansatz, wie ich meine Lampe verwende.

    Ich hatte damals vom schweigenden Licht (aka light silence) gesprochen, um den Zustand zu beschreiben, dass mein Lampenstrahl in der Höhle nicht hin und herfuchtelt und unruhig die Höhle absucht, wie so viele Taucher es anwenden, wenn sie den Lampenstrahl ihren Augenbewegungen folgen lassen.

    Wenn man jemand beobachtet, der seine Umgebung „scannt“ oder ein Bild genau betrachtest, sieht man, dass die Augen in vielen Bewegungen kreuz und quer gehen und es nicht so aussieht, als ob man einer Struktur folgt, wie man eine Umgebung oder eben ein Bild aufnimmt, damit man die bestmögliche Information in kürzester Zeit erhalten. Aber viele Taucher verwenden ihre Lampen dann parallel genauso, wie Zeiger oder Schwerter, die eben den Augenbewegungen folgen, wenn es eigentlich nicht notwendig ist, die Lampen ständig und vor allem schnell oder gar hektisch zu bewegen.

    Wenn wir in einem Team tauchen und das Team die entsprechende Nähe zueinander hat und unsere Lampenbewegungen harmonisch aufeinander abgestimmt sind, dann sehe ich mehr als nur mit meiner Lampe. Wenn ich beispielweise als Zweiter im Team meinen Lampenstrahl an die Leine hinführe, wenn der erste Taucher seine wegführt, so leuchte ich automatisch den etwas dunkleren Raum aus und er (und auch ich) können mit unseren normalen Augenbewegungen einen grösseren Raum absuchen und die Informationen aufnehmen. Der Lampenstrahl ist also nicht direkt vor mich gerichtet, sondern in einem Abstand, so dass auch der vordere Taucher den ausgeleuchteten Raum sehen kann.

    Für mich ist eine ruhige Lampenhaltung wichtig, weil es mich selber in einen Zustand der Ruhe versetzt, und ich mich dann auf die notwendigen und wichtigen Dinge und Kommunikation konzentrieren kann.

    Das schweigende Licht ist ein mächtiges Werkzeug, das richtig angewandt, ein Zusammenspiel und Harmonie im Team herbeiführt und das Gefühl, im Flow zu sein. Falls dich Höhlentauchen interessiert oder du den ersten Schritt zum technischen Tauchen machen möchtest, beantworte ich deine Fragen gern in einem persönlichen Gespräch oder e-mail.

  • Solo Tauchen

    Solo Tauchen

    Seit einigen Jahren hat sich das Solo Tauchen im Sporttauchbereich durch verschiedene Kurse „offiziell“ präsentiert. Dass zuvor Sporttaucher solo unterwegs waren und auch nachdem es diese Kurse gab, ohne einen Kurs abgelegt zu haben solo Tauchen, schliesst das nicht aus.

    Ich kann mir gut so ein Szenario vorstellen: an meinem Haussee, den ich jedes Wochenende betauche, auch mal alleine anfahren, wenn keiner meiner Buddies Zeit hat.

    Was lernt man im Solo Tauchkurs? In vielen Bereichen ist es eigentlich ein Heranführen des Sporttauchers an das Gedankengut des technischen Tauchers, dass wir unseren Tauchgang planen und den Plan dann exakt tauchen. Darüber hinaus, kann man viele Notfallszenarien theoretisch durchsprechen und meiner Ansicht nach, sollten viele Selbstrettungsübungen und Notfallszenarien wiederholt werden, zusätzlich zu den vorgeschriebenen Übungen. Ich seh mir natürlich auch die Ausrüstung des Studenten an und wir diskutieren notwendige oder sinnvolle upgrades und Ergänzungen. Dieser Kurs bei International Training ist in der SDI Sparte also dem Sporttauchen angesiedelt, also führen wir dekompressionsfreie Tauchgänge und nicht in Höhlen oder Grotten durch.

    Höhlentauchen und Solo?

    Ab wann ist man vorbereitet, solo in der Höhle zu tauchen?
    Von keiner Trainingsorganisation gibt es dazu Standards oder einen Standpunkt, wenn überhaupt dann wird das Tauchen im Team immer herausgestellt und die Vorteile hervorgehoben.
    In einer Diskussion hatte ich einmal gesagt, dass es immer nur die Entscheidung eines Einzelnen ist, und man sich bewusst sein muss, die Verantwortung voll zu übernehmen. Selbstverständlich, höre ich, ist ja kein anderer dabei. Ich finde es aber wichtig, zu unterscheiden, ob man Tanks leiht oder eigene hat, wer über den Tauchplan benachrichtigt wird, einen schriftlichen Notfallplan zu haben.

    Der Tauchgang muss genauestens geplant sein und genau so durchgeführt werden. Wenn man natürlich nicht die kompletten Ortskenntnisse hat, dann erschwert das eine Planung. Also wieviel Jumps und andere Navigationsentscheidungen mache ich? Geh ich durch Verengungen und wieviel Null Sicht ist akzeptabel? Erkenne ich beim Eintauchen wie schlecht die Sicht beim Raustauchen sein wird? Kann ich meinen Kompass in die Navigation einbinden und ein Verständnis während des Tauchgangs beibehalten, wo genau im System ich mich befinde (also Jumps zurück nicht deshalb, weil mein Pfeil nach Hause zeigt, sondern weil ich genau weiss, in welche Richtung ich abbiegen muss, ohne auf meinen Plan zu sehen) Welche Planänderungen on the fly sind ok? Wenn ich also auf etwas unerwartetes treffe, wie entscheide ich, ob ich sicher weitertauchen kann?

    Ist meine Ausrüstung in Ordnung und mach ich ehrlich die notwendigen Checks vor dem Tauchgang? Wie oft sehe ich dass Taucher Blasen aus den ersten Stufen ignorieren, sei es aus Unkenntnis über die Funktion des Lungenautomaten (ist die Blase da, weil der O-Ring der mit dem Tank abdichtet, etwas Belag hat oder ist etwa in Funktion des Lungenautomaten kompromitiert) Bin ich in der Lage, kleine Reparaturen am Tauchplatz durchzuführen? Dreh ich um, und fahre wieder nach Hause, wenn irgendwas sich nicht ok anfühlt, oder pushe ich durch, weil der Tag ja geplant war und man ja ein Ziel/ Projekt vor Augen hatte?

    Was persönlich für mich ein No Go für Solo Tauchen ist

    • Drittelregelung, ist nicht konservativ genug
    • Nicht 100% funktionsfähige Lungenautomaten bzw. Ausrüstung und der dazugehörige Blinde Spot (nicht gesehen, nicht erkannt, als nicht wichtig abgetan) bzw. mangelnde Kenntnis über die eigene Ausrüstung
    • keine weitere redundante Ausrüstung
    • Tauchumgebung falsch eingeschätzt (Sediment, Null Sicht, Kollapse)
    • Finanzielle Gründe (Guide ist zu teuer)
    • kein Notfallplan formuliert, keine Notfallkontakte
    • zu ehrgeiziges Tauchgangsziel generell
    • Luftverbrauch erhöht wenn solo unterwegs

    Luftverbrauch ist natürlich subjektiv, denn wenn ich mich in Sicherheit fühle (und ein zu grosses Selbstvertrauen – Ego – habe), ist der Luftverbrauch nicht unbedingt eine Messlatte.

    Meinen ersten Solo Tauchgang habe ich noch als Rescue Diver mit 80 Tauchgängen im Jahr 2000 gemacht, ich hab vor dem Tauchgang eine Maximaltiefe festgelegt und eine Tauchzeit, am Tauchplatz hab ich noch geschaut, ob ich mich vielleicht doch einem anderen Team anschliessen konnte und dann war ich mit grösster Aufmerksamkeit dort unterwegs. Das Wasser war glasklar und es war ein sonniger Tag und der Tauchgang wird mir immer in Erinnerung bleiben.

    Mein erster Höhlen Solo Tauchgang war noch in Doppelgerät (und Stage) 2007 mit ca. 1800 Tauchgängen gesamt in Tajma-ha, einer Höhle, die ich sowohl während des Kurses, als auch danach mit meinem damaligen Buddy getaucht bin. Mein Buddy äusserte sich danach überrascht, als ich ihm erzählt hatte, wie weit ich getaucht war und ich erinnere mich noch genau daran, weil ich mir sehr viel Zeit im Eingangesbereich genommen habe und sehr langsam getaucht bin.

    Ich bevorzuge nach wie vor mit einem netten und guten Team zu tauchen und habe jahrelang viel zu wenig in den Höhlen getaucht, weil es nicht so einfach zu koordinieren ist, wenn alle meine Freunde ja auch im Tauchbusiness arbeiten.

    Viele Cenotenbesitzer erlauben uns nicht mehr, alleine auf ihr Grundstück zu kommen, weil vor allem in den letzten Jahren mehrere Unfälle mit Solo Tauchern passiert sind. Eine Unfallanalyse kann natürlich nicht mit Sicherheit sagen, was der ausschlaggebende Faktor war (wir wissen, dass immer mehrere Faktoren zusammenfallen müssen, bis das katastrophale Ereignis eintritt), aber in vielen Fällen erkenne ich ein Task Loading, ein Überladen mit Aufgaben, Skills für den Tauchgang und dieses Überladen hängt natürlich mit der Erfahrung zusammen. Ich möchte keine Zahlen in den Raum stellen, wann man genug Tauchgänge gesammelt hat, um Solo sicher zu tauchen, aber meist sehe ich dass zu früh zu viel erreicht werden will. Erfahrungen gewinnt man, wenn man Routinen fehlerfrei wiederholt und dadurch auf ungeplante Ereignisse strukturiert und ruhig reagieren kann, und selbst wenn man täglich den gleichen Tauchgang wieder holt gibt es jeden Tag etwas daraus zu lernen. Das Lernen ist progressiv, denn wenn man die erste Stufe gemeistert hat, geht es zur nächsten, und man erweitert seine Fertigkeiten und Kenntnisse auf der nächsen Stufe. Genau wie ich eine mir unbekannte Höhle progressiv kennenlerne (erst Mainline, dann eine Navigation, später dann erst komplexe Navigation), so dass ich mir ein inneres Bild der Höhle einpräge, welches nicht mit dem blossen Lesen einer Karte vergleichbar ist.

  • Lebenslanges Lernen – Teil Zwei

    Lebenslanges Lernen – Teil Zwei

    Wer hier auf meinem endlich öffentlich gestellten Blog nachforscht und sucht, wird meine ersten Teil dazu finden, den ich in 2009 geschrieben habe.

    Viele meiner Lernerfahrungen vor allem im Tauchen sind durch die Kurse, die ich belegt habe, durch die Kurse, die ich gegeben habe (ja, nicht nur mein Student lernt, sondern ich auch jedes Mal) und natürlich durch die Erfahrung der vielen Tauchgänge entstanden.

    Mein Weg in Mexiko hat mich vom Sporttauchlehrer zum Höhlentaucher, dann zum Höhlentauchlehrer und danach generell technischen Tauchlehrer geführt und Anfang 2024 dann einen Kreis geschlossen, in dem wieder zur Ausbildung auf der Sporttauchebene gehe, denn ich bin nun Trainer für Tauchlehrer und Course Director bei SDI, sowie Instructor Trainer für verschiedene technische Kurse.

    Die Entscheidung dazu war ein Gemisch aus verschiedenen Motivationen und ich bin hier ganz ehrlich das erste war FOMO – fear or missing out – so viele meiner Kollegen und Freunde vor Ort, die fast alle jünger als ich sind, sind inzwischen Instructor Trainer und als die Gelegenheit kam, diesen Workshop hier in Playa del Carmen zu machen, konnte ich mich nicht wirklich mehr davor drücken. Wachsen und Lernen ist manchmal nicht einfach, wie so viele Menschen, bin auch ich bequem geworden, hab mich eingerichtet in meinem Leben und habe eine Routine entwickelt.

    Routinen sind gut, aber sie behindern auch, in Richtungen zu wachsen, die man nicht wirklich im Blickwinkel hat, und selbst wenn ich immer noch nicht genau sehe, wohin mich meine neue Qualifikation führen kann und wird, so hab ich nun neue Alternativen, die ich genauer erkunden werde.

    Als Taucher kann es sein, dass du Dive Master oder gar Tauchlehrer werden möchtest, oder du bist bereits Tauchlehrer und möchtest nun in die technische Sparte wachsen? Mach es mir nach und fang einfach an, die Möglichkeiten werden sich ergeben, wenn du die Tür einmal geöffnet hast.

  • Macht Tauchen in der Höhle sicherer.

    Macht Tauchen in der Höhle sicherer.

    Ok, ich muss mir das unbedingt mir von der Seele schreiben. Meine Erfahrungen und mein Wissen können und sollen hoffentlich auch ein Anstoss an Taucher sein, die vielleicht schon mal in ähnlichen Situationen wie den Beschriebenen waren oder sowas selber in Zukunft mal so geplant hätten.

    Juli 2011
    Ein zertifizierter Höhlentaucher, der in Urlaub hier ist und bisher wenig Erfahrung in Höhlentauchen hat und auch nur geringe Ortskenntnisse, nimmt einen Freund, der als PADI TecRec Instructor zertifiziert ist, auf einen 2-stündigen Höhlentauchgang nach Ponderosa. Dieser Freund ist das zweite Mal in Playa del Carmen und hat keine Höhlenausbildung. Am folgenden Tag gehen beide noch einmal Höhlentauchen, diesmal nach Grand Cenote.

    Beide leihen ihre Tanks über einen ortsansässigen Höhlentauchlehrer. Der Vorfall wird mir bekannt, weil beide in der Vergangenheit mit mir getaucht sind und mit der Tauchschule assoziiert sind, bei der ich damalig gearbeitet habe.

    Beide sind sich der Gefahren nicht bewusst, da ja nichts gefährliches, während ihres Tauchgangs passiert ist.

    Februar 2014
    Eine als Intro-to-Caver zertifizierte Taucherin reist in einer Gruppe zertifizierter Höhlentaucher nach Mexiko und sie machen während ihres zwei-wöchigen Urlaubs täglich sehr komplexe Tauchgänge, die auch Navigation erfordern und die Taucherin taucht mit, weil die anderen ja die Jumps übernehmen.

    Alle Taucher im Team wissen, dass ein Teammitglied weniger Ausbildung hat und da ja nichts gefährliches während ihrer Tauchgänge passiert ist, schätzen sie das Risiko falsch ein.

    Im Dezember 2014 kommt diese Taucherin dann zurück, um ihren Höhlentauchschein bei mir zu vollenden und ich erfahre überdies mehr Details über ihre recht mangelhafte Intro-to-Cave Ausbildung. (Das wäre aber dann einen anderer Beitrag wert)

    Mai 2014
    Fast identische Story, diesmal ein Intro-to-Cave zertifizierter Taucher, der mit einem zertifizierten Höhlentaucher komplexe Tauchgänge während ihres Urlaubs hier in Mexiko unternehmen.

    Der Intro-to-cave Taucher nimmt seine Frau, die wie er als Rebreather-Taucher zertifiziert sind, auf Tauchgänge mit, die angeblich im Cavernbereich waren. Der Taucher hat keine weiteren Ortskenntnisse und kennt teilweise nicht einmal die entsprechenden Cavernleinen.

    Auch hier sind sich beide der erhöhten Risiken nicht bewusst gewesen und da ja nichts passiert ist, haben sie sich auch vermeintlich sicher gefühlt.

    August 2014
    Während der Ausbildung zum Höhlentaucher, entschliesst sich mein Student in Backmount zu einem Solotauchgang in Cenote Minotauro (diese Höhle hat keine Grotte). Seine saloppe Einstellung zu Sicherheitsfragen und andere Punkte (das wäre ein vollkommen neuer Blogbeitrag) sind der Grund, dass ich ihn nicht zertifiziere.

    Er hat einen kompletten Mangel an wie ich sie nenne „soft skills“ wie persönliche Risikobereitschaft, Fähigkeit, die Umgebung korrekt einzuschätzen und dies war der Hauptgrund, warum ich ihn nicht zertifiziert habe.

    Februar 2015
    Am Tauchplatz Grand Cenote komme ich mit zwei Tauchern ins Gespräch, die mich nach Tips für ihren zweiten Tauchgang fragen. Nach einem kleinen Kennenlernen, weise ich sie darauf hin, dass ein in Deutschland zertifizierter Cavern-taucher nicht darauf vorbereitet ist, von der Cavernleine einen Jump auf die Höhlenleine zu machen und darauffolgend einen Tauchgang strömungsaufwärts durchzuführen. Ich empfehle ihnen für den zweiten Tauchgang an der Cavernleine zu bleiben. Die Taucherin ist in der Vergangenheit schon mit Doppelgerät getaucht und wie gesagt zertifizierter Grottentaucher, ihr Freund als Höhlentaucher zertifiziert und auch Sporttauchlehrer.

    Ich bekomme später die Gelegenheit, mit ihr den Intro-to-Cave Kurs durchzuführen. Beide Taucher sind eigentlich sehr wenig risikokbereit und haben einfach die örtlichen Gegebenheiten falsch beurteilt.

    März 2016
    Ein im Vorjahr als Höhlentaucher zertifizierter Taucher kommt wieder mit seiner Freundin; diese hatte im Vorjahr aus persönlichen Gründen (mir bekannt) auf eine Ausbildung zum Höhlentaucher verzichtet. Dieses Jahr nimmt der Höhlentaucher in Unkenntnis des Tauchplatzes und weil er Geld für einen Guide sparen wollte, sie in Sporttauchausrüstung auf einen Höhlentauchgang.

    Mir wird dieser Vorfall bekannt, weil ich durch ihre Schilderung des Tauchgangs weiss, dass sie nicht auf der Cavernleine waren und auch ein Grottentauchgang kann nicht durch einen nicht örtlichen Guide durchgeführt werden. Dazu müssen beide Taucher im Team mindestens intro-to-cave Ausbildung haben, so dass einer der Tauchgangsführer sein könnte.

    Ich habe diesen Eintrag 2024 noch einmal überarbeitet, aber keine weiteren Vorfälle oder Unfälle hinzugefügt, obwohl leider etliches in den Nachfolgejahren passiert ist.

    Diese mir persönlich bekannten und in meinem Umfeld passierten Vorfälle, die ja alle keine Unfälle darstellen , sind statistisch betrachtet, sicher nicht alle, die in diesem Zeitraum passiert sind.

    In meinem Kopf gehen all die Gedanken quer rum, was alles hätte passieren können. Es geht hier nicht um Anprangern oder Schlechtmachen, es geht darum, dass wir darüber sprechen und ein Bewusstsein fördern, dass Tauchen nicht nur Tarierung, Trim und Flossenschläge sind. Sondern Tauchgangsplanung, korrekte Risikoeinschätzung, ein konservatives Planen des Tauchgangs und korrektes Training gehört eben auch dazu.

    Es ist nichts in der Höhle, das es wert ist, es anzusehen und mit seinem Leben zu bezahlen.

    Wenn wir die Unfallanalysen ansehen, werden wir feststellen, dass Unfälle nicht passieren, weil die Höhlendecke einstürzt (meines Wissens nur zwei dokumentierte Unfälle von Explorern, die dadurch in der Höhle verstorben sind). Unfälle im Höhlentauchen passieren, weil man die seit vielen Jahren bekannten Ursachen, warum Unfälle passieren einfach ignoriert.

    Grund Nummer EINS, warum Unfälle in der Höhle passieren ist, dass der Taucher keine formale Ausbildung im Höhlentauchen hatte, bzw. das Limit seiner Ausbildung überschreitet bzw. seine Fertigkeiten nicht aktuell gehalten hat, weil er nur sporadisch in der Höhle taucht.

    All diese Faktoren sind bei den oben genannten Vorfällen vorhanden und wurden schlichtweg ignoriert, obwohl der trainierte Höhlentaucher in seiner Ausbildung über die Unfallanalyse spricht.

    Es geht mir nicht darum, dass ich als Tauchlehrer oder ortsansässiger Guide mehr Geld verdienen will.

    Hier geht es darum, dass mir selber persönlich nun schon so viele Vorfälle bekannt sind, dass es statistisch gesehen nur eine Frage der Zeit ist, bis der erste Taucher, den ich persönlich kenne (und vielleicht sogar trainiert habe) tödlich in der Höhle verunglückt oder selber an einem Unfall in unseren Höhlen hier beteiligt ist.

    Und leider ist dies keine Schwarzmalerei, denn ein solcher Unfall mit tödlichem Ausgang ist 2018 passiert. Im oben besprochenen Zeitraum sind alleine hier in der Riviera Maya mehrere tödliche Unfälle im Cavernbereich passiert:

    • Schnorchler (ohne Freitauchausbildung) in Dos Ojos beim Versuch des Durchtauchens von West nach Ost ertrunken
    • Chac Mool Cavernguide mit zwei Sporttauchern offline in die Höhle und alle drei tödlich verunglückt
    • Kalimba, Höhlentaucher, solo dive, tödlich verunglückt
    • Schnorchler Mayan Blue – in den Überhang getaucht – ertrunken
    • Dos Ojos – Cavern Solo in Sporttauchausrüstung – wahrscheinlich mangelhafte Ausrüstung und ertrunken
    • Cenote Muchacho – Höhlentaucher mit medizinischer Vorgeschichte nach Trennung von der Gruppe und durch daraus resultierendem Stress an Land verstorben
    • Calavera, Cavernguide verliert 3. Taucher der Gruppe, der später im Höhlenbereich gefunden wird – tödlich verunglückt
    • Touristin mit ihrem Schnorchelguide beim Schnorcheln ausserhalb der Öffnungszeiten der Cenote tödlich verunglückt (wegen Dunkelheit?)

    Ich würde mir wünschen, dass dieser Beitrag bekannt wird, nicht, um zu Verurteilen, denn keiner der Personen, die ich persönlich kennengelernt habe und mich dafür verbürgen kann, waren auf einem Selbstmordkommando. Wie ich natürlich auch von den anderen ausgehe, das Risiko wurde einfach falsch eingeschätzt.

    Macht Tauchen in der Höhle sicherer. Macht mit.

    Christine

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