Solo Tauchen

Solo Tauchen

Seit einigen Jahren hat sich das Solo Tauchen im Sporttauchbereich durch verschiedene Kurse „offiziell“ präsentiert. Dass zuvor Sporttaucher solo unterwegs waren und auch nachdem es diese Kurse gab, ohne einen Kurs abgelegt zu haben solo Tauchen, schliesst das nicht aus.

Ich kann mir gut so ein Szenario vorstellen: an meinem Haussee, den ich jedes Wochenende betauche, auch mal alleine anfahren, wenn keiner meiner Buddies Zeit hat.

Was lernt man im Solo Tauchkurs? In vielen Bereichen ist es eigentlich ein Heranführen des Sporttauchers an das Gedankengut des technischen Tauchers, dass wir unseren Tauchgang planen und den Plan dann exakt tauchen. Darüber hinaus, kann man viele Notfallszenarien theoretisch durchsprechen und meiner Ansicht nach, sollten viele Selbstrettungsübungen und Notfallszenarien wiederholt werden, zusätzlich zu den vorgeschriebenen Übungen. Ich seh mir natürlich auch die Ausrüstung des Studenten an und wir diskutieren notwendige oder sinnvolle upgrades und Ergänzungen. Dieser Kurs bei International Training ist in der SDI Sparte also dem Sporttauchen angesiedelt, also führen wir dekompressionsfreie Tauchgänge und nicht in Höhlen oder Grotten durch.

Höhlentauchen und Solo?

Ab wann ist man vorbereitet, solo in der Höhle zu tauchen?
Von keiner Trainingsorganisation gibt es dazu Standards oder einen Standpunkt, wenn überhaupt dann wird das Tauchen im Team immer herausgestellt und die Vorteile hervorgehoben.
In einer Diskussion hatte ich einmal gesagt, dass es immer nur die Entscheidung eines Einzelnen ist, und man sich bewusst sein muss, die Verantwortung voll zu übernehmen. Selbstverständlich, höre ich, ist ja kein anderer dabei. Ich finde es aber wichtig, zu unterscheiden, ob man Tanks leiht oder eigene hat, wer über den Tauchplan benachrichtigt wird, einen schriftlichen Notfallplan zu haben.

Der Tauchgang muss genauestens geplant sein und genau so durchgeführt werden. Wenn man natürlich nicht die kompletten Ortskenntnisse hat, dann erschwert das eine Planung. Also wieviel Jumps und andere Navigationsentscheidungen mache ich? Geh ich durch Verengungen und wieviel Null Sicht ist akzeptabel? Erkenne ich beim Eintauchen wie schlecht die Sicht beim Raustauchen sein wird? Kann ich meinen Kompass in die Navigation einbinden und ein Verständnis während des Tauchgangs beibehalten, wo genau im System ich mich befinde (also Jumps zurück nicht deshalb, weil mein Pfeil nach Hause zeigt, sondern weil ich genau weiss, in welche Richtung ich abbiegen muss, ohne auf meinen Plan zu sehen) Welche Planänderungen on the fly sind ok? Wenn ich also auf etwas unerwartetes treffe, wie entscheide ich, ob ich sicher weitertauchen kann?

Ist meine Ausrüstung in Ordnung und mach ich ehrlich die notwendigen Checks vor dem Tauchgang? Wie oft sehe ich dass Taucher Blasen aus den ersten Stufen ignorieren, sei es aus Unkenntnis über die Funktion des Lungenautomaten (ist die Blase da, weil der O-Ring der mit dem Tank abdichtet, etwas Belag hat oder ist etwa in Funktion des Lungenautomaten kompromitiert) Bin ich in der Lage, kleine Reparaturen am Tauchplatz durchzuführen? Dreh ich um, und fahre wieder nach Hause, wenn irgendwas sich nicht ok anfühlt, oder pushe ich durch, weil der Tag ja geplant war und man ja ein Ziel/ Projekt vor Augen hatte?

Was persönlich für mich ein No Go für Solo Tauchen ist

  • Drittelregelung, ist nicht konservativ genug
  • Nicht 100% funktionsfähige Lungenautomaten bzw. Ausrüstung und der dazugehörige Blinde Spot (nicht gesehen, nicht erkannt, als nicht wichtig abgetan) bzw. mangelnde Kenntnis über die eigene Ausrüstung
  • keine weitere redundante Ausrüstung
  • Tauchumgebung falsch eingeschätzt (Sediment, Null Sicht, Kollapse)
  • Finanzielle Gründe (Guide ist zu teuer)
  • kein Notfallplan formuliert, keine Notfallkontakte
  • zu ehrgeiziges Tauchgangsziel generell
  • Luftverbrauch erhöht wenn solo unterwegs

Luftverbrauch ist natürlich subjektiv, denn wenn ich mich in Sicherheit fühle (und ein zu grosses Selbstvertrauen – Ego – habe), ist der Luftverbrauch nicht unbedingt eine Messlatte.

Meinen ersten Solo Tauchgang habe ich noch als Rescue Diver mit 80 Tauchgängen im Jahr 2000 gemacht, ich hab vor dem Tauchgang eine Maximaltiefe festgelegt und eine Tauchzeit, am Tauchplatz hab ich noch geschaut, ob ich mich vielleicht doch einem anderen Team anschliessen konnte und dann war ich mit grösster Aufmerksamkeit dort unterwegs. Das Wasser war glasklar und es war ein sonniger Tag und der Tauchgang wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Mein erster Höhlen Solo Tauchgang war noch in Doppelgerät (und Stage) 2007 mit ca. 1800 Tauchgängen gesamt in Tajma-ha, einer Höhle, die ich sowohl während des Kurses, als auch danach mit meinem damaligen Buddy getaucht bin. Mein Buddy äusserte sich danach überrascht, als ich ihm erzählt hatte, wie weit ich getaucht war und ich erinnere mich noch genau daran, weil ich mir sehr viel Zeit im Eingangesbereich genommen habe und sehr langsam getaucht bin.

Ich bevorzuge nach wie vor mit einem netten und guten Team zu tauchen und habe jahrelang viel zu wenig in den Höhlen getaucht, weil es nicht so einfach zu koordinieren ist, wenn alle meine Freunde ja auch im Tauchbusiness arbeiten.

Viele Cenotenbesitzer erlauben uns nicht mehr, alleine auf ihr Grundstück zu kommen, weil vor allem in den letzten Jahren mehrere Unfälle mit Solo Tauchern passiert sind. Eine Unfallanalyse kann natürlich nicht mit Sicherheit sagen, was der ausschlaggebende Faktor war (wir wissen, dass immer mehrere Faktoren zusammenfallen müssen, bis das katastrophale Ereignis eintritt), aber in vielen Fällen erkenne ich ein Task Loading, ein Überladen mit Aufgaben, Skills für den Tauchgang und dieses Überladen hängt natürlich mit der Erfahrung zusammen. Ich möchte keine Zahlen in den Raum stellen, wann man genug Tauchgänge gesammelt hat, um Solo sicher zu tauchen, aber meist sehe ich dass zu früh zu viel erreicht werden will. Erfahrungen gewinnt man, wenn man Routinen fehlerfrei wiederholt und dadurch auf ungeplante Ereignisse strukturiert und ruhig reagieren kann, und selbst wenn man täglich den gleichen Tauchgang wieder holt gibt es jeden Tag etwas daraus zu lernen. Das Lernen ist progressiv, denn wenn man die erste Stufe gemeistert hat, geht es zur nächsten, und man erweitert seine Fertigkeiten und Kenntnisse auf der nächsen Stufe. Genau wie ich eine mir unbekannte Höhle progressiv kennenlerne (erst Mainline, dann eine Navigation, später dann erst komplexe Navigation), so dass ich mir ein inneres Bild der Höhle einpräge, welches nicht mit dem blossen Lesen einer Karte vergleichbar ist.


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