Tourismus und Tourismus – das ist der Antrieb, der den Motor an der Riviera Maya am Laufen hält. Jeder versucht, seinen Anteil vom Kuchen der reichen Ausländer zu bekommen. Carlos Slim (Mexikaner) ist der reichste Mann der Welt, das macht aber Mexiko nicht automatisch zu einem wohlhabenden Land, die Kaufkraft pro Kopf ist laut Statistik um mehrere Ränge hinter Russland auf Platz 61. Was ich damit aussagen will, ist dass es in Mexiko ein immenses Gefälle zwischen unglaublich reich (1), ziemlich reich (ein paar) und ziemlich arm (viele) gibt. Wer keine Arbeit in tourismusnahen Bereichen hat, ist arm und hat auch wenig Aussichten, das zu ändern.
Was hat das mit Bullenhaien zu tun? Ziemlich viel.
Zum einen meinen einige Tauchschulen in und um Playa del Carmen, dass sie das Tauchen mit Bullenhaien zu absolut überteuerten Preisen anbieten können. Der Kunde zahlt es ja. Nichts gegen ein gutes Preis- Leistungsverhältnis und wenn ich entsprechend etwas geboten bekomme, dann bin ich auch bereit, dafür zu zahlen. Für eine Naturbegegnung mit einem Tier, welches ich mit sehr geringem Aufwand und relativ hoher Wahrscheinlichkeit sowieso an bestimmten Plätzen zu bestimmten Jahreszeiten sichten würde, zahle ich persönlich keinen Cent mehr. Überdies sind viele Guides schlecht trainiert, haben kein Hintergrundwissen, welches sie weitergeben könnten oder auch falsches Wissen, wodurch sie mehr Ängste aufbauen als die Scheu vor diesen wunderschönen Tieren zu nehmen.
Ausserdem baut man damit eine Erwartungshaltung beim Kunden auf, der ja mehr zahlt, also auch „fordert“, dass er seinen Hai zu sehen bekommt und sehr leicht kommt man in Versuchung, diesem nachzukommen, indem man sicherstellt, dass die Haie kommen. Wie? Man wirft einfach Futter ins Wasser kurz vor dem Tauchen (so wie die Haie ja schon seit Jahrzehnten Bootslärm an dieser Stelle mit rückkehrenden Fischern assoziierten, die dort ihre Netze säuberten) oder die besonders arroganten Ignoranten ziehen sich den Netzhandschuh an und handfüttern die Tiere während die Taucher gegenüber sitzen.
Hände weg von solchen Veranstaltern, dass Unfälle passieren, ist dokumentiert, nur sprechen diese Personen nicht darüber, denn das ruiniert ja ihren Ruf als Bezähmer und Bezwinger.
Was noch umso trauriger ist, sind jedoch die Ereignisse der letzten Wochen, die zu einem Aufschrei bei mir und bei vielen gleichgesinnten Tauchern geführt hat.
Mitte November hat ein Fischer aus einem benachbarten Ort im ersten Fang 8 Bullenhaie und über mehrere Tage verteilt, über 20 Haie gefangen und getötet. Die Fische wurde dann für lächerliche je 1000 Pesos (nicht einmal 80 Euro) weiterverkauft und der Fischer freute sich über den übermässig hohen Geldsegen. Die beiliegenden Zeitungsauschnitte vom 12. und 15.11.2010 sprechen sehr offen darüber, wie diese Unsinnstat die Lebensgrundlage von über 500 Familien zerstört, die von den lebenden Haien als Attraktion profitieren.
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Kurze Zeit darauf kam ein anderer Artikel, in welchem diese Tat abgestritten wird und abgewiegelt wird, da ja nichts passiert sei.
Warum? Ja, die Bullenhaie waren einige Tage nicht dagewesen, was aufgrund der Strömungssituation passieren kann und als dann wieder welche gesichtet wurden, war auf einem alles nicht so schlimm. Haie haben einen sehr langsamen Fortpflanzungszyklus, Bullenhaie werden im Schnitt erst mit 20 Jahren geschlechtsreif, wenn die geschlechtsreifen Tiere geschlachtet werden, kommt es zu einer Unterbrechung im Forfpflanzungszyklus, der die Population ausdünnt. Spürbar wird das jedoch erst in vielen Jahren sein und der Zusammenhang mit diesen Aktionen dann nicht zweifelsfrei belegbar. Wenn ich jedoch in die Zukunft blicke, dann ist das genau das Bild: weniger Haie, die weniger geschlechtsreife Partner finden, weniger Vermehrung, weniger Nachwuchs, noch weniger Haie, die noch weniger … usw.
Wir müssen die Behörden und die Öffentlichkeit wachrütteln. Diese Petition kann vielleicht helfen, dass die toten Haie und dieses Unglück nicht in Vergessenheit geraten. Wir wissen nicht, wovon diese Person spricht, wenn sie von 10 Jahren Arbeit erzählt, die zerstört wurden, denn diese Person hat in den vergangenen 10 Jahren sicher nichts für die Haie hier getan ausser damit Geld zu verdienen. Trotzdem befürworten wir die Unterschriftensammlung, denn wie gesagt, jede Stimme zählt.
Das lokale Fernsehen hat in einem Beitrag vom 27.12.2010 auch einen Bericht mit Stellungnahmen von verschiedenen Personen gesendet.
Dies ist also die vergangenen Wochen passiert und wird sich leider wiederholen, weil Ignoranz und Gier nicht so schnell aus der Welt zu schaffen sind.
Der Tourist hat eigentlich das letzte Wort, denn er bringt die harten und erwünschten Devisen ins Land, die Touristen sollten laut aufschreien und kommentieren und boykottieren, vor allem, wenn es sich um unseriöse und nur auf Gewinnmaximierung Unternehmen handelt.
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