Schlagwort: Cenoten

  • Navigation beim Höhlentauchen

    Navigation beim Höhlentauchen

    Seit den Anfängen des Höhlentauchens und der Erforschung von Unterwasserhöhlen hat es einen gewaltigen Sprung im Wissen um das sichere Betauchen von Höhlen gegeben. Ausbildungsorganisationen haben Minimumstandards festgelegt, was trainiert werden soll und was die Minimalausrüstung für das Höhlentauchen ist. Dazu zählt auch das Navigationskit.

    Ein Navigationskit – auch pig tail (Schweineschwänzchen) genannt, ist ein Gummischlauch, auf den mehrere personalisierte richtungsweisende aka Pfeile und nicht richtungsweisende Marker, Kekse oder Cookies genannt angesteckt werden können. Bei TDI ist das Minimum je 3 Stück pro Taucher. Und dann gibt es auch noch die REMs (reference exit marker).

    Woher kommen diese Marker?

    Die Idee seinen Weg in einer Höhle zu markieren stammt ursprünglich aus der Trockenhöhlen Erforschung. Mit dem Erforschen von Unterwasserhöhlen wurden Techniken angepasst und über die Jahre erweitert. Angefangen damit, dass in erforschten Höhlen der Etikette nach die Explorationsleine installiert bleibt. In Mexiko mit Ausnahmen, wenn die Tunnel nur kurz sind, nirgendwo hinführen, parallel zum Haupttunnel verlaufen usw. Nachdem aber nun jeder Taucher der Originalleine entlang tauchte, entstand das Bedürfnis seinen individuellen Weg zu markieren. Als erste Hilfsmittel nahm man, was leicht verfügbar war und das war Tape, welches man an die Leine kleben konnte und Wäscheklammern. Aus dem Tape, welches erstmalig 1976 in den USA von Lewis Holzendorff in Dreiecksform verwandt wurde, den sogenannten Dorff-Markern, haben Forrest Wilson, Sheck Exley und andere mögliche Formen auf einem Workshop des NSS-CDS diskutiert und heraus kamen die heute bekannten Höhlenpfeile, deren Design später von DiveRite aufgekauft wurde und in Massen produziert wurde. Die Wäscheklammern entwickelten sich zu persönlichen Markern, den Cookies, die von Daniel Riordan 1997 in Akumal entwickelt wurden und heute noch Hauptnavigationsmittel bei GUE Tauchern ist. Bil Phillips hat 2011 die Reference Exit Marker vorgestellt – kurz REM und seine Idee, wie sie in der Höhlennavigation verwendet werden können. Hier das Video dazu.

    Viele Höhlentaucher, die mich in Mexiko besuchen, kennen Navigationen aus anderen Höhlensystemen weltweit, aber kennen sich nicht wirklich mit der „mexikanischen Höhlen- Navigation“ aus. Das hört sich nun chaotischer an, als es ist, denn wir sind hier nun mal der Schmelztiegel verschiedener internationaler Einflüsse und aber auch der Innovationsmotor für neue Techniken und Verfahren. Und genau deshalb habe ich über die Jahre angepasst, wie ich meine Höhlentauchschüler in der Navigation einweise und wie wir Kekse, Pfeile und REMs korrekt nutzen. Jeder Höhlentaucher wiederholt anfangs mit mir, auf welche Art er/ sie gewohnt ist zu navigieren, wie ich es normalerweise mache, auf welche Version wir uns einigen, so dass es für alle im Team sicher ist und dann besprechen wir oftmals nach den Tauchgängen, was wir an anderen Varianten anderer Teams gesehen haben.

    Es gibt ein paar Bücher über Navigation zu kaufen und die meisten, die ich kenne sind auf Englisch. In diesem Zusammenhang möchte ich aber das neu in 2024 erschienene kleine Büchlein von Günter Persoglia nennen, das informativ über Höhlentauchausbildung in Deutsch informiert. Nur nebenher, ihr findet mich auf der Titelseite und auch in ein paar Fotos im Buch. Hier könnt ihr mit ihm Kontakt aufnehmen.

    Wenn euch das Lust auf mehr macht, dann schreibt mir doch einfach und wir machen zum Höhlentauchen oder -Training aus.

    Christine

  • Licht und Höhlen, Teil 1

    Licht und Höhlen, Teil 1

    Vor einiger Zeit habe ich in einem Beitrag eines anderen Höhlentauchlehrers einen Begriff verwendet, um etwas zu beschreiben, was ich während meiner Kurse versuche meinen Studenten weiterzuvermitteln.

    In aller Kürze ist es eine Komponente der Lichtkommunikation. In jedem Manual über Höhlentauchen steht, dass Handzeichen in Höhlen erleuchtet sein müssen, damit man sie sehen kann. Jedem Höhlentaucher ist das natürlich bekannt, aber der Schritt vom Freiwasserkommunikator zum korrekten Kommunizieren in der Höhle ist manchmal gar nicht so einfach und erfordert etwas Umdenken speziell für den Ansatz, wie ich meine Lampe verwende.

    Ich hatte damals vom schweigenden Licht (aka light silence) gesprochen, um den Zustand zu beschreiben, dass mein Lampenstrahl in der Höhle nicht hin und herfuchtelt und unruhig die Höhle absucht, wie so viele Taucher es anwenden, wenn sie den Lampenstrahl ihren Augenbewegungen folgen lassen.

    Wenn man jemand beobachtet, der seine Umgebung „scannt“ oder ein Bild genau betrachtest, sieht man, dass die Augen in vielen Bewegungen kreuz und quer gehen und es nicht so aussieht, als ob man einer Struktur folgt, wie man eine Umgebung oder eben ein Bild aufnimmt, damit man die bestmögliche Information in kürzester Zeit erhalten. Aber viele Taucher verwenden ihre Lampen dann parallel genauso, wie Zeiger oder Schwerter, die eben den Augenbewegungen folgen, wenn es eigentlich nicht notwendig ist, die Lampen ständig und vor allem schnell oder gar hektisch zu bewegen.

    Wenn wir in einem Team tauchen und das Team die entsprechende Nähe zueinander hat und unsere Lampenbewegungen harmonisch aufeinander abgestimmt sind, dann sehe ich mehr als nur mit meiner Lampe. Wenn ich beispielweise als Zweiter im Team meinen Lampenstrahl an die Leine hinführe, wenn der erste Taucher seine wegführt, so leuchte ich automatisch den etwas dunkleren Raum aus und er (und auch ich) können mit unseren normalen Augenbewegungen einen grösseren Raum absuchen und die Informationen aufnehmen. Der Lampenstrahl ist also nicht direkt vor mich gerichtet, sondern in einem Abstand, so dass auch der vordere Taucher den ausgeleuchteten Raum sehen kann.

    Für mich ist eine ruhige Lampenhaltung wichtig, weil es mich selber in einen Zustand der Ruhe versetzt, und ich mich dann auf die notwendigen und wichtigen Dinge und Kommunikation konzentrieren kann.

    Das schweigende Licht ist ein mächtiges Werkzeug, das richtig angewandt, ein Zusammenspiel und Harmonie im Team herbeiführt und das Gefühl, im Flow zu sein. Falls dich Höhlentauchen interessiert oder du den ersten Schritt zum technischen Tauchen machen möchtest, beantworte ich deine Fragen gern in einem persönlichen Gespräch oder e-mail.

  • Tauchen ist Teuer

    Tauchen ist Teuer

    Mehr als einmal habe ich gehört, wie teuer Tauchen ist. Vor vielen Jahren wollte mir ein Wiederholerkunde diktieren, wieviel es ihm wert ist, wenn ich sein Guide wäre. Natürlich habe ich dankend abgelehnt und ihm aus Kulanz auch nicht in Rechnung gestellt, dass ich durch seine Einstellung einen bezahlten Arbeitstag verloren habe.

    Kürzlich schreibt mir ein Kunde, der sowohl neue Ausrüstung wie auch einen Kurs und dann noch einige Spasstauchgänge mit mir gebucht hat, dass er sich das nicht so häufig leisten kann, weil er die Finanzanalyse seiner Reise abgeschlossen hat und die Tauchkosten sich am Ende auf knapp 50 % der Reisekosten beliefen. Ich hab mal nicht darauf reagiert, weil ich nicht weiss, ob er eine Rechtfertigung, Entschuldigung oder Preisnachlass erwartet und keines bin ich bereit zu geben.

    Ich weiss, dass Tauchen teuer ist. Ich bin von Zuhause aus nicht reich und ein Antriebsfaktor im Tauchen zu arbeiten war, weil ich mir die vielen Tauchgänge, die ich machen wollte, nicht leisten konnte. Jetzt arbeite ich als Tauchlehrer und habe mich über mehr als 20 Jahre langsam hochgearbeitet, so dass ich Erfahrung, Ausbildung und Können vorweisen kann. Aber Ausrüstung ist – bis auf wenige Ausnahmen genauso teuer für mich wie für jeden anderen. Ich hab keine Probleme damit, mit Lungenautomaten zu tauchen, die ebensoviele Jahre alt sind, weil vor allem die 1. Stufen bei entsprechender Pflege fast unzerstörbar sind. Allerdings sind die 2. Stufen naturgemäss etwas anfällliger, weil viel aus Plastik ist und das Material eben nach X Jahren ermüdet. Zusätzlich ist die Beschaffung in Mexiko manchmal schwieriger, die vor Ort Preise wegen variabler Einfuhrzölle höher sind als im Herstellungsland und vor allem weil Käufer, die in normal verdienenden Berufen arbeiten, prozentuell weniger ihres Gehalts für die Tauchausrüstung ausgeben. Kommt oben darauf noch hinzu, dass ich keine meiner internationalen Einkäufe steuerlich geltend machen kann und ich weitaus häufiger in Ausrüstung investieren muss, weil der Verschleiss grösser ist, vor allem bei den Anzügen. Auch für Kurse bezahle ich die normalen Preise (auch hier wenige Ausnahmen) und habe keine Sponsoren dafür. Und für meine Erfahrung – nämlich meine Spasstauchgänge muss ich natürlich auch zahlen.

    Wenn ich mir ansehe, dass der Eintritt in einem Vergnügungspark hier ohne irgendwelche grossen Extras über 100 Euro kostet, ein Ausflug nach Chichen Itza über 120 Euro kosten kann und das alles bei Anbietern, die mit grossen Gruppen arbeiten oder zumindest nicht individuell abgestimmt auf ihren Kunden, dann brauche ich einen Vergleich nicht zu scheuen. Ähnliche Luxushobbies wären zum Beispiel Golf mit nur wenigen öffentlichen Anlagen, die unter 100 USD zum Bespielen kosten, aber die exklusiveren ab 150 bis 350 USD verlangen und man dann keinen persönlichen Trainer oder Begleitung hat, denke ich, ist das offensichtlich genug. Fliegen, Fallschirmspringen? Keine Ahnung, was die Kosten sind, aber sicher nicht billig.

    Tauchen hat es geschafft, sich ein breiteres Publikum zu verschaffen, aber wenn ein Kunde kommt und meine Preise mit denen des Mitbewerbers zu vergleichen, egal ob hier lokal oder an einer anderen Tauchdestination, dann wird oftmals dennoch vergessen, das komplette Paket zu vergleichen. Wie jemand im Tauchen seine Preise kalkuliert, bleibt jedem selber überlassen, aber wer günstiger ist als der direkte Wettbewerb, muss Ecken abkürzen und Kosten sparen oder hat weniger Erfahrung, sieht Tauchen als Nebenerwerb an oder kann schlichtweg nicht wirtschaftlich kalkulieren.

    (End of rant)

  • Lebenslanges Lernen – Teil Zwei

    Lebenslanges Lernen – Teil Zwei

    Wer hier auf meinem endlich öffentlich gestellten Blog nachforscht und sucht, wird meine ersten Teil dazu finden, den ich in 2009 geschrieben habe.

    Viele meiner Lernerfahrungen vor allem im Tauchen sind durch die Kurse, die ich belegt habe, durch die Kurse, die ich gegeben habe (ja, nicht nur mein Student lernt, sondern ich auch jedes Mal) und natürlich durch die Erfahrung der vielen Tauchgänge entstanden.

    Mein Weg in Mexiko hat mich vom Sporttauchlehrer zum Höhlentaucher, dann zum Höhlentauchlehrer und danach generell technischen Tauchlehrer geführt und Anfang 2024 dann einen Kreis geschlossen, in dem wieder zur Ausbildung auf der Sporttauchebene gehe, denn ich bin nun Trainer für Tauchlehrer und Course Director bei SDI, sowie Instructor Trainer für verschiedene technische Kurse.

    Die Entscheidung dazu war ein Gemisch aus verschiedenen Motivationen und ich bin hier ganz ehrlich das erste war FOMO – fear or missing out – so viele meiner Kollegen und Freunde vor Ort, die fast alle jünger als ich sind, sind inzwischen Instructor Trainer und als die Gelegenheit kam, diesen Workshop hier in Playa del Carmen zu machen, konnte ich mich nicht wirklich mehr davor drücken. Wachsen und Lernen ist manchmal nicht einfach, wie so viele Menschen, bin auch ich bequem geworden, hab mich eingerichtet in meinem Leben und habe eine Routine entwickelt.

    Routinen sind gut, aber sie behindern auch, in Richtungen zu wachsen, die man nicht wirklich im Blickwinkel hat, und selbst wenn ich immer noch nicht genau sehe, wohin mich meine neue Qualifikation führen kann und wird, so hab ich nun neue Alternativen, die ich genauer erkunden werde.

    Als Taucher kann es sein, dass du Dive Master oder gar Tauchlehrer werden möchtest, oder du bist bereits Tauchlehrer und möchtest nun in die technische Sparte wachsen? Mach es mir nach und fang einfach an, die Möglichkeiten werden sich ergeben, wenn du die Tür einmal geöffnet hast.

  • Konkurrenz

    mein Herz in der Höhle gefunden

    Zeitlich passend zur Olympiade 2024, habe ich meinen Eintrag von 2019 überarbeitet und angepasst. War der Originalbeitrag noch vor Jahr X (aka 2020), reite ich nun endlich wieder weiter oben auf der Welle, wirtschaftlich, emotional und körperlich.

    Ich bin ein Leistungssportler. Im Herzen immer noch. Mir gefällt das sich Messen mit anderen nach olympischen Idealen, ohne Neid, Leistung gerne erbringen, Regeln beachten und sich gegenseitig achten. Ich habe nicht mal bayernweit eine Medaille gewonnen, aber im Zuge genau dieses olympischen Gedanken war das eigentlich unwichtig. Am wichtigsten war eigentlich der Spaß, wenn wir alle auf einen Wettkampf gefahren sind oder wenn wir gemeinsam trainiert haben. Trainingspläne und Ziele waren wichtig für meine Routine und für mich eine große Hilfe, meine Jugend zu organisieren. Wichtig, war der Wettkampfgedanke, ohne dass ich jemals auf die Idee gekommen wäre, einen meiner Konkurrenten nieder zu machen, weder auf persönlicher Ebene noch auf sportlicher. Wir haben miteinander für das beste Ergebnis gekämpft. Dafür das ich recht klein bin, war ich stolz auf meine Ergebnisse im Sprint, Hoch- und Weitsprung. In einem Jahr hatte ich auch begonnen, im modernen Fünfkampf anzufangen (als Jugendlicher war es Dreikampf mit Reiten, Schwimmen und Laufen) und warum ich da nicht weitergemacht habe, kann ich nur vermuten, aber erinnere mich nicht. Gleichzeitig habe ich auch Volleyball für mehrere Jahre gespielt und meine Sprungkraft hat mir viel dabei geholfen, wurde dann aber Steller für meine größeren Freundinnen.

    Fast forward in die Gegenwart.
    Seit vielen Jahren lebe ich nun in Mexiko, seit noch mehr Jahren habe ich mich dem Tauchen verschrieben und ich denke, eines der Hauptgründe, warum es mir im Tauchsport so gut gefällt, ist die Unmöglichkeit mit jemand einen Wettkampf abzuhalten, wer der bessere Taucher ist (und die Routinen, die mir helfen, mein Leben strukturiert zu halten).
    Halt, sagen da die einen, du kannst ja besser tarieren und hast einen besseren Luftverbrauch. Diese Maßstäbe anzulegen kommt aus dem Verlangen heraus, mit dem anderen vergleichbar zu sein, die Tarierfähigkeit ist sicherlich ein Maßstab, der mich zu einem Besseren, weil sicheren Taucher macht. Und vor allem im technischen Tauchen gibt es viele Fähigkeiten, die geschult werden sollten, damit man ein guter technischer Taucher ist.

    Aber wo die Latte hängt, an der man sich messen will, das bleibt jedem selber überlassen und so kann jeder für sich selber entscheiden, ob er am liebsten im Pool rumtümpelt, nur im Warmwasser im Shorty taucht, um bunte Fische zu bestaunen, oder doch sein Glück in einer Höhle sucht.

    In welcher ich letztendlich gelandet bin. Ich kann immer noch nicht dieses völlig geniale Gefühl beschreiben, das mich überkommen hat, als ich meinen ersten Höhlen-Schnuppertauchgang gemacht hatte (nein nicht Grotte sondern mit einem Höhlentauchlehrer vor meinem Kurs einen wahrscheinlich kurzen Intro-to-Cave Tauchgang). Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich mich an nicht mehr viel erinnern kann, außer diesem lebensverändernden Gefühl, dass ich das lernen möchte.

    Das war in 2005. In 2019 bin ich nun seit mehreren Jahren selber Höhlentauchlehrer und selbständig. Und im Paradies für Höhlentaucher in Mexiko. Nicht nur gibt es den Wettbewerb unter den Tauchschulen, wer das beste Paket schnürt (sei es nun auf Preisebene, oder Leistung oder Zusatzkomponenten) sondern technisches Tauchen wird für den breiten Markt beworben, als ob es ein MUSS für den breiten Markt wäre. Jeder ambitionierte Taucher hört und liest, dass er ja irgendwann Sidemount tauchen muss oder mehr noch Höhlentauchen. Nachdem die Wirtschaft und der Tourismus nach der Pandemie wieder voll in Schwung kam, neue Tauchschulen öffneten und Tauchlehrer sich hier niedergelassen haben, ist dieser Trend weitergegangen und wird sehr aggressiv auf allen sozialen Medien- Plattformen vermarktet.

    Ich kann die Faszination der Höhlen nicht abstreiten, aber ich komme immer mehr zum Schluss, dass ich das Marketing so nicht mitmachen kann. Einer der Nachteile des Anpreisens seiner eigenen Fähigkeiten scheint es manchmal auch zu sein, dass man den Wettbewerb niedermacht. Soziale Medien wie Facebook und Instagram werden nicht nur für das positive Bewerben Seiner Einer hergenommen, sondern speziell im lokalen Wettbewerb werden hinter der Hand, niederschwellig oder manchmal auch ganz offen, die offensichtlichen Fehler des anderen angeprangert. Ich bin der letzte Mensch, der dagegen ist, schwarze Schafe in unserem Geschäft offenzulegen, aber es über das Marketing zum Endkunden hin zu machen, zeugt meiner Meinung nach von einem mangelnden olympischen Gedanken in unserem Sport und mag mit ein Grund sein, warum das technische Tauchen keine Idole vorweist, auf die selbst die Nichttauchende Welt mit Achtung blickt.

    Die Konsequenz für mich war, dass ich einige Personen auf meinen Profilen geblockt habe, denn wenn wenn es mich ärgert oder irritiert, muss ich mich dem nicht aussetzen. Die Beiträge, die man in den letzten Jahren von mir gesehen hat, richten sich mehr über meine Erfahrungen, Fotos über Details in den Höhlen, oder Höhlenfauna oder was ich so an Land besonderes sehe und nicht meine Studenten vorzuführen, als wären es Welpen, die ich erzogen habe oder es meine Padawans wären. Ich verstehe, dass es notwendig ist, Präsenz zu zeigen, und hoffe, dass meine Art den Tauchsport zu bewerben und die Faszination, die er für mich ausübt, über diese Beiträge sichtbar wird und hoffe, dass der geneigte Tauchschüler mich so oder so finden wird.

  • Taucher und Druckausgleich

    Taucher und Druckausgleich

    In der Praxis begegne ich sehr häufig Tauchern, die obwohl sie bereits seit vielen Jahren tauchen, dennoch die falsche Druckausgleichstechniken anwenden. Wie jede schlechte Angewohnheit ist es umso schwieriger eine einmal gelernte Verhaltensweise umzulernen, als von Anfang an das Korrekte zu erlernen.

    Auch Tauchanfänger bekommen oftmals die falschen Informationen, die dazu führen, dass der Taucher während oder nach dem Tauchen Beschwerden hat.

    Als Tauchlehrer mit über 10 Jahren Erfahrung im Unterrichten von Anfängern bis hin zum technischen Tauchen in Höhlen (dies seit 2009), ist es mein Bestreben auch bei „nur“ geführten Tauchgängen, solche Fehlinformationen und falsches Verhalten zu korrigieren. In Kursen ist es sowieso fester Bestandteil und ich bin stolz, dass ich vielen schon helfen konnten, die sonst vermutlich wenig Freude beim Tauchen hätten.

    Seitdem ich den Link von Dr. Edmund Kay mit dem hervorrangenden Video eines Vortrags über den Druckausgleich gefunden habe, hilft eingangs schon ein Verweis auf dieses Video verbunden mit dem Einüben der korrekten Techniken am Tauchplatz und während der Tauchgänge vor allem beim Abtauchen. Leider ist die Seite und das Video „The Diver’s Ear – Under Pressure“ nur auf Englisch vorhanden.

    Ich kann es nur wiederholen, das Ansehen, Üben und Anwenden der korrekten Techniken hilft Probleme und Schmerzen zu vermeiden.

    Einige der oft gehörten Aussagen:

    Meine Tuben sind sehr eng und ich kann den Druckausgleich nicht richtig machen und es schmerzt immer.

    Natürlich gibt es pathologische Veränderungen, die dauerhaft den Druckausgleich erschweren oder Erkrankungen wie Schnupfen, Allergien, die die Durchgängigkeit der Tuben so weit herabsetzen, dass ein Druckausgleich nicht herbeigeführt werden kann. Dann heisst es aber: absolut tauchuntauglich (wenngleich im Falle des Schnupfens etc. dies meist nur temporär tauchuntauglich ist).

    Die Enge der Tuben ist nicht der Grund der Schmerzen, sondern dass zuwenig Druckausgleich herbeigeführt wird, zu spät oder die falsche Technik angewandt wird.

    Mein Arzt hat gesagt, dass ich immer Probleme und Schmerzen haben werde und das ist ok.

    Diese Aussage habe ich tatsächlich so gesagt bekommen. HALT, nein, es ist nicht ok!

    Am Ende des Urlaubes geht es dann.

    Ich würde den Tauchern wünschen, dass es bereits am ersten Tauchtag gut klappt und man kann dies mit der richtigen Druckausgleichstechnik erlernen. Am Ende des Urlaubs hat der Taucher sonst ein Barotrauma oder mit viel Glück sich dann durch die Erfahrungen während der Tauchgänge in seinem Verhalten so angepasst, dass weniger Schmerzen auftreten. Es geht auch schmerzfrei!

    Ich habe Tropfen dabei, die ich immer nehme.

    Im eigentlichen Sinne der Tauchtauglichkeit ist der Taucher nicht fit für den Tauchgang, wenn er Medikamente nehmen muss.

    Ich habe nach dem Tauchen immer das Gefühl, wie wenn ich Watte in den Ohren habe und schlecht höre.

    Das Trommelfell hat höchstwahrscheinlich schon ein beginnendes Barotrauma und dieses Anzeichen sollte ernst genommen werden. Man sollte mit dem Tauchen ein paar Tage aussetzen, bis sich das Hörvermögen wieder normalisiert hat.

    Ich brauche etwas länger für den Abstieg.

    Erstmal ist dagegen absolut nichts einzuwenden. Der Taucher, der am meisten Zeit benötigt, gibt das Tempo vor. Problematisch wird es, wenn die Buddyteams getrennt werden (mein Partner wartet schon mal unten auf mich), wenn es Strömungstauchgänge sind (mit unterschiedlicher Strömung an der Oberfläche und im Freiwasser bzw. am Grund) und vor allem dann, wenn in Strömung der Tauchplatz auch noch relativ klein ist. Jeder Taucher sollte sich im Urlaub immer eintauchen und diese Tauchgänge gegen Ende legen, wenn alles wieder wie geschmiert läuft. Sind jedoch die Druckausgleichsprobleme bis dahin nicht behoben, gibt es leider eine Einschränkung und diese Tauchplätze sind nicht für diese Taucher geeignet. Im Falle des Grottentauchens muss man auch noch berücksichtigen, dass während des Tauchgangs mehrmals Tiefenwechsel stattfinden können und man bei manchen Grotten- oder Höhlentauchgängen durch flache Bereiche taucht und danach wieder abtauchen muss, um an den Ausstieg zurückzukommen.

    Noch niemand hat mir das zuvor gesagt

    Auch wenn der Taucher es nicht hören will und sich auch vielleicht in seiner Taucherehre gekränkt fühlt. Aber aus Gründen der Tauchsicherheit behalte ich mir das Recht vor, Tauchplätze nicht anzubieten, wenn ich das Gefühl habe, dass es über das taucherische Können des Tauchers hinausgeht. Und im Fall von Druckausgleichsproblemen sollte der Taucher selber seine Gesundheit ernst nehmen. Damit es zu keinem Unfall kommt, der aus Unwissenheit über die Tauchbedingungen passiert, bin ich in diesem Fall lieber übervorsichtig. Risikobereitschaft und „Das wird schon gut gehen“ Denken haben im Tauchsport nichts zu suchen.

    In diesem Sinne, allzeit gute Tauchgänge, und viel Spass beim Üben der verschiedenen Druckausgleichstechniken.

    Christine

  • Lernen, wie lernt man und wie werde ich ein Höhlentaucher

    Lernen, wie lernt man und wie werde ich ein Höhlentaucher

    Immer wenn ich einen neuen Studenten begrüsse, stelle ich unter anderem die Frage nach dem Warum? Die Hintergründe, die jemand angibt, was einen antreibt, genau das Warum, sind für mich immer sehr aufschlussreich und erleichtern mir in vielen Fällen die Planung und Durchführung des Kurses.

    Gleichwohl wichtig ist es herauszufinden, wie bereit der Student tatsächlich ist, neues zu lernen. Und hier komme ich schon zu einem der Kernpunkte, wie bewusst ist sich der Taucher, dass er lernen muss und wieviel er weiss und was er nicht weiss?

    Um Charles Darwin zu zitieren: „Ignorance more frequently begets confidence than does knowledge“ (Ignoranz erzeugt häufiger Vertrauen als es Wissen tut). Schon Darwin hat erkannt, dass wer nicht weiss, dass er nicht weiss, auch nicht bereit sein kann zu lernen, weil er ja nicht weiss, dass er nicht weiss. Das scheint nur verworren, hat aber seit einigen Jahren als Phänomen einen Namen: der Dunning-Kruger-Effekt. Dies bezeichnet die Tendenz inkompetenter Menschen, das eigene Können zu überschätzen, die eigenen Defizite nicht zu erkennen, und die Leistungen kompetenterer Personen zu unterschätzen. (siehe Wikipedia).

    In dieser Konstellation ist es problematisch einen Studenten für eine neue Lernerfahrung zu öffnen und ohne sein bereits erworbenes Wissen oder Fertigkeiten zu minimieren, ihn darauf vorzubereiten, dass er Neues aufnehmen kann.

    In der Kompetenzstufenentwicklung spricht man üblicherweise von 4 Stufen (auch Wikipedia), im Falle eines Lehrers möchte ich noch eine 5. Stufe hinzufügen:

    1. Unbewusste Inkompetenz: Das Individuum versteht nicht, worum es geht oder weiß nicht, wie es bewirkt werden soll; ebenso erkennt es seine eigenen Defizite nicht oder hat ein Problem, sie zu erkennen.

    2. Bewusste Inkompetenz: Die Person versteht oder weiß nicht, wie sie etwas erreichen kann, kennt jedoch ihre Defizite, kümmert sich aber nicht darum.

    3. Bewusste Kompetenz: Die Person versteht oder weiß, wie sie die Dinge anpacken muss, um ein Ziel zu erreichen. Trotzdem erfordert das Zeigen des Könnens und Wissens eine hohe Konzentration und Bewusstheit.

    4. Unbewusste Kompetenz: Das Individuum hat soviel praktische Erfahrung mit seinen Fähigkeiten, dass sie ihm in Fleisch und Blut übergehen und jederzeit abgerufen werden können, oftmals ohne höhere Konzentration in Anspruch nehmen zu müssen. Diese Person kann ihre Fähigkeiten, da sie sich ihrer nicht bewußt ist, nicht problemlos weitervermitteln wenn seit dem Erlernen ein längerer Zeitraum vergangen ist.

    Und 5. Bewusste Kompetenz der unbewussten Kompetenz: Das Übertragen der gelernten Erfahrung und Formulieren der Lerninhalte, so dass auch Laien und Anfänger (auf Stufe 1 stehende) dies aufgreifen können.

    Zurückkommend auf die 4 (5) Stufen, beschreibe ich einen Taucher:

    1. Ja ich habe eine Spule, mit 15m Leine für meine Boje. Was die Boje brauche ich nicht in der Höhle – aber was ist mit DIR? Warum brauche ich überhaupt eine Sicherheitsspule und ich weiss nicht wie ich Spulen handhabe und was der Unterschied der verschiedenen Spulen und Rollen ist.

    2. Ich verstehe den theoretischen Unterschied zwischen Fingerspulen und Spulen mit Griff und Nabe. Ich kann die normalen Hauptspulen nicht leiden, weil sie nicht das machen, was ich will. Die Fingerspulen sind zu klein, wenn ich Handschuhe anhabe und ich kann nicht mit ihnen arbeiten.

    3. Ich kann mit der Hauptspule umgehen, wenn ich langsam abtauche und mich auf die einzelnen Schritte und Prioritäten konzentriere. Meine Fertigkeiten verschlechtern sich, wenn ich unvorbereitet mit neuen Aufgaben oder abgeänderten Aufgaben konfrontiert werde wie zum Beispiel in einem anderen Höhlensystem abtauchen oder Kommunikation plus Tauchtechnik in Kombination mit der Leinenarbeit.

    4. Spulen, Hauptspulen ob geschlossen oder offen stellen für mich kein Problem dar und ich wähle aufgrund der Tauchgegebenheit die passenden Spulen aus.

    5. Als Instruktor vermittle ich logisch und stufenweise aufgebaut die einzelnen Schritte, um eine Überladung des Studenten zu vermeiden und das Lernen zu vereinfachen. Gleichzeitig bin ich in der Lage, bei Problemen zu intervenieren und bei neuen Situationen entsprechend richtig zu reagieren und zu korrigieren.

    Üblicherweise setze ich 8-10 Tage für das Höhlentauchtraining an. Selbst bei Tauchern, die bereits fortgeschrittene Tarierungs- und Vortriebstechniken aufweisen und eventuell auch schon Erfahrung im Tauchen mit technischer Ausrüstungskonfiguration haben, stelle ich fest, dass viele Taucher auf Stufe 3 nach den geplanten und durchgeführten Trainingstagen. Wenn sie einen Kurs beenden dann vielleicht auf einer niedrigeren Stufe (wollte full cave, wurde intro-to-cave zertifiziert usw.), denn natürlich möchte ich betonen, dass ich nur zertifiziere, wenn jemand die Anforderungen zur Zertifizierung erfüllt. Für das Lernen von motorischen Fertigkeiten kommt darüberhinaus natürlich hinzu, dass nicht jeder Taucher die gleichen motorischen Fähigkeiten, Feedback- Techniken, Körpergefühl und motorische Lernfähigkeit besitzt. Dies sind spätestens beim technischen Taucher die Limitierungen der Ausbildung, der Punkt an dem man den Studenten nach Hause schickt mit der Aufgabe zu Üben und das Gelernte weiter anzuwenden und zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückzukommen um das Training wieder aufzunehmen.

    Tips für die Zukunft meiner Taucher beinhalten auch immer, das zu üben, was sie am wenigsten mögen und weiter umsichtig und bedacht zu tauchen.

    Das gegenseitige Lernen bedeutet für mich, dass ich auf Stufe 5 von jedem (wirklich jedem) meiner Studenten lerne. Glücklicherweise bin ich seit 2012 auch wieder in der Lage, diese Lernerfahrungen in Ruhe durchzudenken, zu verarbeiten und mich weiterzuentwickeln. Für mich gehört nicht nur dazu, viel zu Tauchen und im Dschungel neue Systeme zu erforschen, sondern auch das Lernen der theoretischen Basis.

  • Höhlentauchen und Tiefe

    Höhlentauchen und Tiefe

    Ensprechend der Ausbildungsstufen sollte man auch mit gesundem Menschenverstand in der Höhle tauchen und Dekompressions- Tauchgänge, Mischgastauchgänge oder sonstiges erst anpacken, wenn man sich in der Höhlenumgebung absolut wohl fühlt.

    Es ist immer wieder wichtig, sich dies vor Augen zu führen und von seiner Planung nicht abzugehen.

    Vor einigen Wochen hat mich mein persönliches Erforschen und Auskundschaften der Systeme hier an eine besondere und besonders magische Cenote geführt. Da ich jeweils immer mit Luft getaucht bin, ohne stages und ohne andere Dekompressions- Gase haben sich meine Tauchgänge auf Grundzeit ca. 15-20 min bei 30m (max. 35m) beschränkt, aber ich MUSS unbedingt wieder hin und ausprobieren, was es tiefer zu sehen gibt. Es ist eine sehr feine Schwefelwasserstoffschicht und auch eine Haloklina und der Tauchgang ist so genial, dass ich mehrere Anfragen von lokalen Höhlentauchern bereits habe, denen ich dieses System zeigen soll. Aber klar doch, ich tu euch gern den Gefallen.

    Hier ein kleines Video von meinem langjährigen Tauchbuddy Dai Jones, der den Widrigkeiten der Technik trotzte (Gehäuse funktioniert nur einwandfrei bis 25m) und super schöne Aufnahmen machen konnte und diese auf YouTube gestellt hat. Viel Spass beim Anschauen von

    Cave Fungus

    Christine

    die sich bereits ausrechnet, wie teuer das Gas für diesen Tauchgang sein wird, damit man die Tiefen ausloten kann.

  • Tauche sicher.

    Tauche sicher.

    Gerade heute habe ich in meinem Open Water Diver Kurs wieder die Geschichte von Taucher X erzählt, mit dem ich einst in Hemmoor tauchen war. Dieses Wochenende werde ich nie vergessen, weil ich als nicht mehr ganz blutiger Anfänger – hatte ich doch schon stolze 100 Tauchgänge und war Divemaster – einen Tauchpartner hatte, der auf meine Fähigkeiten keinerlei Rücksicht genommen hatte und ich auch nicht in der Lage war, mich ihm verständlich zu machen. Kurz gesagt, ich bin ihm wie ein Idiot an der Flosse gehangen und habe versucht, mit seinem Tempo Schritt zu halten. Ich hatte auch am ersten Tag versucht ihm mein (mein?) Problem zu erklären, aber am folgenden Tag war es fast noch schlimmer, deshalb habe ich mir geschworen, nie mehr mit ihm zu tauchen.

    Als Tauchlehrer übernehme ich die Verantwortung bei der Ausbildung und versuche verantwortliches Handeln auch im Kurs zu vermitteln, damit die Taucher nach Abschluss eigenverantwortlich und mit fundierten Kenntnissen ihre Entscheidungen treffen. Ich gehe aber auch als Guide mit bereits zertifizierten Tauchern ins Wasser. Einige meiner schönsten Tauchgänge habe ich mit exzellenten Tauchern genossen. Und einige meiner Schlimmsten mit Tauchern mit einigen Tauchgängen im Logbuch (von erfahrenen Tauchern will ich hier nicht sprechen). Immer wenn die Leute meinten, sie wären besonders gut, so dass bestimmte Regeln für sie nicht mehr gelten. Da wäre im Besonderen das Buddyteam – Verfahren zu nennen und ganz im Allgemeinen, die Rücksicht, die ich auf Taucher nehme, die andere Leistungsgrenzen als ich haben. Aber auch Taucher, die eine gehörige Selbstüberschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten haben, jagen mir regelmässig einen gehörigen Schrecken bei meinen Meertauchgängen ein. Zeichen, dass sie bei 30 m nur noch 50 bar haben, in der Deko sind, weil sie ihren Tauchcomputer nicht verstehen, Tieftauchgänge ohne erkennbare Planung und unverständlicherweise ohne Kontrollinstrumente durchführen (die Krönung war der Taucher, der kürzlich mit eigenem Lungenautomat aber ohne Tiefenmesser, wohl mit Uhr getaucht hat, den Advanced Nitrox Kurs bei einer Tauchschule hier belegen wollte und mir sagte, er halte sich in der Tiefe einfach immer nah bei mir), Fotografieren ohne auf ihre Partner zu achten und diese eine Einstellung noch schiessen wollen, obwohl der Tauchgang beendet wurde. Ich denke, diese Geschichten sind Standard Tauchlehrer- Erkenntnis, aber vielleicht doch irgendwann mal wert, ein Buch als Realsatire zu schreiben (das nur als Nebenbemerkung).

    Nun habe ich vor über einem Jahr meine Full- cave- Ausbildung gemacht. Relativ unausweichlich, wenn man im Paradies der Höhlentaucher wohnt. Soll ich auch noch erwähnen, dass viele der Aha- Effekte, von dem mir so viele Leute (Taucher wie Tauchlehrer) berichteten, die diesen Kurs machten, bei mir nicht auftauchten, einfach, weil ich das Konzept des sicheren Tauchens schon zuvor realisieren wollte. Und nachdem ich meine Full- Cave- Ausrüstung endlich komplett hatte, fühlte ich mich wie der Bär, der vor dem Bienenstock voller Honig sitzt und seine Pratze nicht durch das Loch bekommt. Denn obwohl nur einige Kilometer von den ersten Cenoten- Löchern entfernt, ohne Auto kommt man einfach nicht hin. „Armes Ding,“ nein, das will ich gar nicht hören. Ich habe ja versucht, mich mit anderen Höhlentauchern zu verabreden. Manchmal hat es geklappt, leider viel zu selten. Und manchmal, leider viel zu oft für mein Empfinden, habe ich wieder dieses Gefühl, dass mein Tauchpartner hier Sachen macht, die ich nicht gutheissen kann.

    Man kann mich nun Memme, Weichei und sonstiges nennen. Ich tauche nun seit knapp 10 Jahren, habe ca. 2500 Tauchgänge. Ich bin stolz darauf, ich stehe völlig zu meinem Sicherheitsempfinden. Ich finde es nicht ok, wenn man tauchen geht, obwohl man weiss, dass der Lungenautomat einen geplatzen O- Ring hat und konstant abbläst; auch wenn es nur wenig ist. Das gefällt mir nicht im offenen Wasser, aber in einer Tauchumgebung ohne direkte Aufstiegsmöglichkeit zur Oberfläche und daher einem verzögertem Auftauchen irritiert mich das sehr, da im Notfall ja ich diesem Taucher mir meiner Luftreserve rausbringen muss. Ich finde es bedenklich, wenn ich von meiner Luftplanung, die nur dann die Drittel- Regelung sein sollte, wenn ich auf meinem Weg auch noch Notausstiegs- Luftlöcher habe, abweiche, um einen mir unbekannten Arm des Systems, der noch dazu durch eine Zone mit extremer Perkolation (durch die Ausatemblasen ausgelöste Teilchen, die die Sichtweite extrem herabsetzen können) und durch nicht allzu schmale aber dennoch vorhandene Verengungen führen, zu erforschen. Ich finde es unverantwortlich, wenn Cenote- guides von der Leine weggehen und bis zu vier Taucher hinter sich her schwimmen lassen und ihnen ein falsches Gefühl von Sicherheit geben, da der Guide ja die Höhle kennt. Ja aber der einzelne Taucher macht doch seinen ersten Tauchgang hier und kennt sie doch nicht und was ist, wenn genau der, der eben die geringere Leistungsgrenze hat, ein Problem gekommt? Ich kann gar nicht sagen, wie albern ich es finde, wenn Leute auf ein Sicherheitstraining vor dem Höhlen- Tauchgang (den sogenannten S-Drill) verzichten, bloss weil sie Luft sparen wollen. Was atme ich schon für ein paar Minuten auf so drei Meter im Eingangsbereich der Höhle weg? Ich finde es extrem gefährlich, wenn full-cave- diver Aussagen machen, dass sie in Solo- Tauchen ausgebildet sind, damit aber meinen, die Doppeltanks am Rücken seien ein ausreichend redundantes System dafür. Und noch gefährlicher ist es, wenn andere Taucher durch ein solches „Vorbild“ angespornt werden und zum Nachahmer werden. Ich wundere mich, wie Guides es schaffen, den Tauchern zu erklären, dass wenn ihr Tauchcomputer in die Deko springt, es dennoch kein Deko- Tauchgang ist, weil er ja beim Aufstieg wieder rausspringt. Nicht dass wir davon sterben werden, bloss weil wir einen Deko- Tauchgang gemacht haben. Aber für blöd muss ich sie ja auch nicht verkaufen, oder?

    Vergangenes Jahr, habe ich mir den Luxus geleistet, vorausschauenderweise ein Ausrüstungspaket von einer ehemaligen Taucherin zu kaufen und habe damit unter anderem drei weitere erste Stufen und etliche zweite Stufen und ein Stage- Rig erstanden. Ich frage erfahrene cave divern, um mir Pläne der Systeme zu beschaffen und hole sofern möglich die Meinung von den guten full- cave Tauchern vor Ort ein. Ich habe mir lange Zeit Gedanken darüber gemacht, ob ich als PADI Tauchlehrer diesen Schritt verantworten kann und inwieweit dies mit meiner Einstellung zum sicheren Tauchen zusammenpassen kann. Vor einigen Wochen hatte ich das super Glück, von meinem Bekannten ein Auto für einige Zeit zur Verfügung gestellt zu bekommen. Schlussendlich habe ich mich dafür entschieden: ich gehe solo tauchen und ich fühle mich sicher. Ich benutze einen stage tank, den ich Harvey nenne, der mein Buddy ist. Meinen Hauptluftvorrat plane ich maximal bis zur Viertel- Regelung, die Stage- Flasche (heisst sie dann eingentlich noch stage?) wird bis auf den Test nicht berührt und während des Tauchgangs immer bei mir mitgeführt. Ich übe an einfachen Höhlensystemen und mache alleine bisher keine komplizierten navigatorischen Entscheidungen (keine mehrfachen jumps, ausser dem ersten von der cavern Leine weg). Ich habe kein Ziel, wenn ich in die Höhle gehe (muss also keinen definierten Endpunkt erreichen, und setze mich damit nicht unter Druck), ausser dem Ziel, Spass zu haben, den Tag zu geniessen. Ich habe für meinen Tauchgang den ganzen Tag Zeit und natürlich schlafe ich aus, bereite mich in aller Ruhe vor, entspanne und geniesse. Ich freue mich, wenn es gut läuft und finde es erstaunlich, dass mein 110 min Tauchgang gefühlsmässig einer meiner kurzen Tauchgänge war. Daraus lerne ich! Und ich bin froh, dass ich mit manchen Leuten nicht mehr tauchen muss.

    Leider sind diese Negativ- Beispiele oben keine Einzelfälle. Indem ich den menschlichen Faktor weglasse, minimiere ich somit die Fehler- und mögliche Risikoquelle. An dem Tag, an dem mich erfahrene Taucher oder Tauchlehrerkollegen als Autorität anerkennen, ohne dass ich dafür kämpfen muss, wenn ich mein Wissen vermitteln kann, ohne mir blöd vorzukommen, wenn ich mein Tempo gehen kann, ohne darauf hinweisen zu müssen, dass hinter der Langsamkeit der Genuss steht, ja dann entscheide ich mich wieder, einen Fun- Tauchgang mit Buddy zu unternehmen. Und wie gesagt, manchmal hat es ja schon geklappt. Und dann hoffe ich immer noch, dass ich einen Mentor finde, der mir noch mehr gute Sachen im Tauchen beibringen kann.

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