
Immer wieder stoße ich im Alltag als Tauchlehrerin und Instructor Trainerin auf die gleiche Frage: Wann ist ein Taucher wirklich bereit für die nächste Stufe seiner Ausbildung?
Es ist leicht, Regeln und Voraussetzungen auf dem Papier zu erfüllen, doch in der Praxis geht es um viel mehr: Sicherheit, Erfahrung und vor allem Ehrlichkeit. Genau darum soll es in diesem Beitrag gehen.
Kürzlich habe ich einen weiteren Beitrag im sehr interessanten SDI-Blog gelesen. Es ging darum, dass man als Tauchlehrer auch einmal Nein sagen muss, wenn ein Student noch nicht bereit für die angestrebte Zertifizierung ist. (Die Blog-Beiträge verlinke ich am Ende.)
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen: Es ist nicht einfach, als angestellter Tauchlehrer das Gleichgewicht zu finden ; Wer ist wirklich bereit für eine Zertifizierung, und wann spielen externe Faktoren eine Rolle, die die Entscheidung beeinflussen.
In der Theorie liest sich das alles super einfach. In der Praxis ist es aber ganz anders, besonders wenn man in einem Shop arbeitet, der einen als Tauchlehrer nicht zu 100 % unterstützt. Stattdessen gibt es feste Regeln, wie lange ein Kurs dauern darf, aber keine klaren Guidelines, was passiert, wenn ein Student eben mehr Zeit braucht. Niemand erwartet, dass wir umsonst arbeiten. Das sollte auch den Kunden bewusst sein. Aber die Verantwortung liegt eben auch beim Inhaber, dies transparent und klar zu kommunizieren.
Als unabhängig arbeitender Tauchlehrer ist es für mich deutlich einfacher. Ich bin nur mir selbst gegenüber verantwortlich, und für mich steht Sicherheit immer an erster Stelle. Wenn ich das Gefühl habe, ein Taucher ist ohne Supervision noch zu „wackelig“ in seinen Fertigkeiten, dann kann ich ihn nicht mit einer Zertifizierung losschicken.
Als Tauchlehrer und Instructor Trainer treffe ich häufig auf Kandidaten, die ich vorher noch nie gesehen habe. Auch wenn sie auf dem Papier alle Eingangsvoraussetzungen erfüllen, weiß ich nicht, ob sie in ihren bisherigen Kursen korrekt evaluiert wurden oder ob ihre Erfahrung wirklich ausreicht.
Mein oft zitiertes Beispiel: Ein Divemaster-Kandidat, der keinen Druckausgleich konnte und im Rescue-Kurs von seinem Tauchlehrer einfach 15 Minuten vorab unter Wasser geschickt wurde, weil er so lange brauchte, um überhaupt auf 10 m zu kommen. Ich hatte aber auch schon „Intro-to-Cave“ zertifizierte Taucher, die nach zwei Wochen Training mit mir die Voraussetzungen für diese bereits erlangte Zertifizierung nach meinen – und den allgemeinen – Standards nicht erfüllt haben.
Immer wieder liest man auf Social Media bei Tauchlehrerkursen, dass der Instructor Trainer eine 100 % Bestehensquote hat. Also: alle Kandidaten, die zur Instructor Evaluation angetreten sind, haben bestanden. Aber die entscheidende Frage ist doch: Wie viele sind während des Trainings abgesprungen? Wird das irgendwo erwähnt? Wie vielen wurde gesagt, dass sie noch mehr Erfahrung brauchen, ihre Fertigkeiten verbessern müssen, um ihr Ziel zu erreichen? Für mich ist es eine klare Verzerrung in der Werbung für einen IDC, wenn von einer 100 % Bestehens-„Garantie“ gesprochen wird.
Ein sehr krasses Beispiel für Schönrederei sind die sogenannten „No-Kill Shelter“. In der Öffentlichkeit stehen sie in dem Ruf, besser zu sein als Tierheime, die Tiere einschläfern. Was aber kaum jemand erwähnt: Viele dieser Einrichtungen nehmen bestimmte Rassen oder schwer vermittelbare Tiere gar nicht erst auf und treffen so von Anfang an eine Selektion. Ähnliches sehe ich auch hier vor Ort bei manchen Rescue-Organisationen: Welpen und kleine Hunderassen werden bevorzugt, weil sie leichter zu vermitteln sind. Das entspricht aber nicht unbedingt den wirklichen Notwendigkeiten.
Eine Kollegin von mir lehnt Taucher für ein Training grundsätzlich ab, wenn sie ihrer Meinung nach zu wenige Tauchgänge haben, zum Beispiel nur 50, aber mit dem Wunsch, im Höhlenbereich einzusteigen. Ich habe versucht, ihr zu erklären: Auf dem Papier sind die Eingangsvoraussetzungen erfüllt. Ob der Taucher am Ende das gewünschte Level erreicht, hängt jedoch von seiner tatsächlichen Performance im Kurs ab.
Wenn ich nun einen Tauchlehrer-Kandidaten habe, der extra anreist und sich zwei Wochen Zeit nimmt, um Tauchlehrer zu werden – reicht diese Zeit aus, um eventuelle Mängel aus der vorherigen Ausbildung aufzuarbeiten? Aus meiner Sicht: ein klares Nein. Der IDC selbst ist bereits sehr anspruchsvoll – mindestens acht, in größeren Gruppen eher zehn intensive Tage. Erst wenn wir uns persönlich kennenlernen, kann ich Defizite erkennen und gezielt daran arbeiten. Genau das ist schließlich meine Aufgabe: Taucher zu besseren Tauchern auszubilden und ihnen die Werkzeuge in die Hand zu geben, gute Taucher und gute Ausbilder zu werden.
Meine klare Empfehlung: Mit ausreichend Zeit im Gepäck anreisen – oder den Tauchlehrerkurs gleich in Kombination mit einem anderen Kurs über zwei getrennte Zeiträume bei mir planen. So lernen wir uns, unsere Erfahrungen und unsere Arbeitsweise schon vorher kennen.
https://www.tdisdi.com/iti/pass-or-fail-students-instructors
https://www.tdisdi.com/iti/evolution-of-scuba-open-water-training
Am Ende zählt für mich nicht, wie schnell jemand ein Brevet in der Hand hält, sondern dass er oder sie sicher und mit Freude taucht, und damit langfristig ein guter Taucher oder Ausbilder wird.
Wenn du überlegst, den nächsten Schritt in deiner Tauchausbildung zu gehen, nimm dir die Zeit, die du wirklich brauchst. Schreib mir gerne direkt, dann finden wir gemeinsam den passenden Weg und das richtige Tempo für deine Ziele.